Flauschy Sonntag, 17.11.2024. Erstkontakt mit weissem Zeug!
Schönen guten Morgen,
wiederum eine ruhige Nacht in Helsinki an unserem Friedhof. Heute, Sonntag, auch keine Beerdigung. Alles ruhig am Morgen. Und schönes Wetter. Der Himmel tatsächlich blau und irgendwo hängt die Sonne tief am Himmel. Das hat auf unseren Plan jedoch keinen Einfluss. Der steht.
Aber erstmal steh ich...und zwar auf. Heizung an, schon liege ich wieder, das tägliche Ritual. Doch dann geht es flott. Bezahlt haben wir nur bis 10:30 Uhr, somit die letzten Aufnahmen schnell noch vor der Tür und um 10:40 Uhr rollen wir los. Wohin? Gen Norden. Raus aus der Stadt.
Klar, könnte man hier in Helsinki sich jetzt noch dumm und dusselig umschauen, z.B. den ganzen Untergrund noch. Aber, wie ich gestern schon schrieb, kein Bock mehr. Genug Stadt. Ich will raus aus Verkehr und Menschen. Rein in Natur und Ruhe. Und wir suchen den ersten Schnee natürlich. Schließlich sind wir in Finnland und nicht in Griechenland. Hier muss doch der Winter irgendwo sein im November. Also los...ihr dürft uns sehr gerne bei der Suche begleiten und helfen.
Innerlich beschäftigt mich auch noch immer die Zahnproblematik. Im Video ist das praktisch nie ein Thema. Hab ich absichtlich weg gelassen, weil ich selbst nicht wusste, wie damit umgehen und das Problem lösen. Auch hatte ich keine Lust auf gute Ratschläge, Nachfragen und Druck von außen. Daher...nur im Blog die Infos zum Zahn. Blog Leser wissen mehr, sehen etwas mehr Seelenleben von uns.
Helsinki und Zahnarzt ist aber abgehakt. Es kommen ja auch noch ein paar größere Städte. Der Kompass steht nun erstmal auf Lahti und daran vorbei, immer weiter gen Norden.
Erstmal begleitet uns noch eine ganze Weile die Sonne. Herrlich hell und blau der Himmel. Davon ein wenig mehr, würde uns durchaus auch freuen auf unseren Touren. Doch scheinen wir eher das GRAU-Abo gezogen zu haben diesmal. Tja...ist wie es ist.
Problemlos finden wir aus der Stadt, Google Maps führt uns und wir lassen die Metropole schnell hinter uns. Wenig Verkehr am Sonntag, so macht Reisen doch Spass. Die Stimmung bei mir und Flauschy recht gut. Sie behält ein Auge auf Geschwindigkeit und Blitzer, ich behalte Google Maps im Auge.
Nach 45 Minuten Fahrt, fahre ich von der Autobahn. Kurz vor Lahti, das ist so 100 km nördlich von Helsinki. Flauschy flauscht verwirrt. Müllentsorgung hatte ich angekündigt, aber diesen Schlenker wohl nicht. Ups....sorry...so Überraschungen mag sie nicht. Das ist nicht gut für den....Flausch...genau!
Ich kläre sie also schnell auf. Hier gibts an einer ABC Tanke eine Entsorgung. Ich würde gerne Grauwasser ablassen. Das beruhigt sie und sie zieht sich zurück in ihren Flausch.
Bei der Tanke angekommen, suche ich kurz, finden die Entsorgestation, stoppe. Chemieklo kann man entsorgen, Frischwasser ist an und ginge auch. Doch Grauwasser...ja, da ist ein Gulli...aber praktisch mitten in der Fahrspurt. Wie soll man denn da ablassen ohne hier alles zu blockieren?
Ich entscheide mich dagegen, zudem kommt schon der nächste Wohnmobilist angefahren...wir ziehen Leine. Zurück auf die Autobahn. Generell enorm viele Camper unterwegs die uns auf der Gegenspur entgegen kommen. So viele Camper haben wir in den gesamten 2 Monaten in Polen und Baltikum nicht gesehen wie heute. Die Finnen scheinen das milde Wetter noch zu nutzen um unterwegs zu sein.
Wir fahren an Lahti vorbei und weiter gen Kuopio. Doch erreichen es nicht mehr. Unser Schlafplatz geht irgendwann links ab. Rund 50 km vor Kuopio. Und zack...Dirt Road. Vom Feinsten. 20 km. Wir sauen den Van so richtig ein von aussen. Die Temperatur bei 3 Grad, sinkt später auf 1 Grad und die Strecke ordentlich feucht.
Nach 15 km dann Erstkontakt! Die Landschaft wird ganz leicht weisslich. Auch auf der Dirt Road liegt hier und da etwas Schnee rum. Hier gab es wohl etwas weissen Niederschlag gestern oder heute. Der Winter naht, auch wenn die Temperatur noch knapp im Plus bleibt. Dennoch, mir scheint wir sind in Finnland angekommen.
Einzig so richtige Freude kommt nicht auf, dafür trübt der schmerzhafte Zahn und die Ungewissheit wie es damit weitergehen soll die Stimmung.
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Wir sind hier im oder nahe des Etelä-Konnevesi National Parks. Kein Verkehr mehr, auf 20 km kommt uns heute niemand entgegen. Sieht nach Einsamkeit aus für uns.
Gegen Ende wird die Strecke noch ein Stück feuchter und leicht aufgeweichter, bis es geradeaus nicht mehr weiter geht und wir rechts auf einen Parkplatz mit kleiner Slipanlage für Boote kommen. Länglicher Parkplatz, Hütte, Komposttoiletten, ein paar Boote. Sonst niemand hier. Kleiner Anleger noch. Wow...ziemlich cool und genau, was wir nach Tallinn und Helsinki gesucht haben. Ich parke uns, Motor aus, vor die Tür.
Kühl...nur noch 1 Grad, ein kleiner Hauch Schneereste hier und da. Ich lerne, dass das hier eine Kanu und Wandergegend ist. Eine überdachte Feuerstelle gibts, doch leider liegt das Holz unter freiem Himmel und ist total feucht. Ich streiche somit den Plan eines Lagerfeuers.
Da es langsam dämmrig wird und es sonst draußen auch nicht viel zu tun oder zu sehen gibt, packe ich mich in den Van und starte den Laptop. Die Arbeit ruft...und auch die Suche nach einem möglichen Zahnarzt. Informieren kann man sich ja mal...wo gibt es die nächsten? In Kuopio, nächstgrößere Stadt mit 120.000 Einwohnern. Mehrere Zahnärzte, eSmile sticht mir ins Auge, gute Bewertungen auf Google. Hm...die Webseite spricht auch Englisch, ein gutes Zeichen. Aber noch keine finale Entscheidung.
Als Abendessen bau ich mir eine Tomatensosse und werfe noch ein paar Pilze und Nudeln rein. Koche alles in einem Topf und frage mich, wo mein ganzer Rotwein hingekommen ist. Flauschy macht bei dieser Frage einen leicht nervösen Eindruck. Hm...hat sie es flauschiger hinter den Ohren als ich bisher dachte? Liebt sie nicht nur Dominosteine und futtert meine Vorräte sondern auch Rotwein? Hm...ich muss da mal ein Auge drauf haben.
Nudeln und Soße schmecken super...bin ein kleines Stück Kräuter der Provence zwischen untern schmerzenden Zahn und oberen guten Zahn kommt und ich vor Schmerz schier durch die Decke gehe. Mir wird schlecht vor Schmerz, ich stelle das Essen zur Seite, lege mich einen Moment auf die Dinettesitzbank. Flauschy schaut erschüttert und besorgt. Ich brauch ein paar Minuten um mich von dieser hinterhältigen Schmerzattacke zu erholen. Der Schmerz hört auch nicht auf, er wird nur weniger.
Nach diesem Vorfall treffe ich eine Entscheidung: So geht es nicht weiter! Ich brauche Hilfe, muss das checken lassen. 4-5 Wochen so weiter machen, überlebe ich nicht. Morgen gehen wir eine Lösung an. In Kuopio.
Der Zahn will sich auch die nächsten Stunden erstmal nicht beruhigen und ich sitze mit Schmerzen im Van und arbeite vor mich hin bin Mitternacht. Kann ja nicht den Job einstellen, nur weil ich Schmerzen habe. Die Arbeit macht ja sonst keiner. Nebenher schreibe ich auch einen Budgetantrag an Friedrich: Notfall, Zahnarztkosten, Budget Betrag: 500 Euro.
Innerhalb einer Minute kommt die Freigabe, an einem Sonntag, wo Friedrich eigentlich frei hat! Wow! Ein leidensvoller Blick von Friedrich in meine Richtung. So als wolle er sagen: Schmerzen haben, Hilfe benötigen und DANN AUCH NOCH DAFÜR BEZAHLEN MÜSSEN. DAS IST ALLES ECHT GEMEIN! Ja, isst es.
Zumal das bei uns auch über keine Versicherung abgedeckt ist. Zähne sind kein Teil der Krankenversicherung in der Schweiz. Das muss man selbst absichern oder halt nicht. Bei mir ist es "oder halt nicht". Ich habe bisher top Zähne, nie was gehabt, vielleicht in 47 Jahren drei kleine Löchli. Aber diesmal...ich hab da kein gutes Gefühl. Bei den Schmerzen, das ist nicht nur ein kleines Löchli gefühlt...
Ich bin froh, als ich um Mitternacht den Laptop zuklappe und mich mit Flauschy zusammen nach hinten schleppe. Ab ins Bett...vielleicht ja doch ein Wunder über Nacht? Wer weiss....morgen keine Schmerzen mehr? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Gute Nacht und bis morgen.
Kai und eine besorgte Flauschy
GPS Koordinaten:
morgens: siehe Blog Vortag, abends
abends: 62.558968, 26.724185
Unsere heutige Route: ca. 350 km
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Ulli Ulli (Mittwoch, 27 November 2024 17:53)
Das tut mir sehr leid für Dich mit deinem �. Drücke Dir feste die Daumen, dass Dir bald geholfen wird/ist, damit Du die Tour gut zu Ende bekommst��
Viele Grüße aus der Eifel an Euch alle, Ulli