#1049 Estland - Tallinn bei Tag und bei Nacht

Donnerstag, 14.11.2024 Hilfe, ich werde angegriffen!

        

Schönen guten Morgen, 

 

was oder wer hämmert da denn so? Co-Pilot, lass den Scheiss. Hör auf hier wie debbert rum zu hämmern. 

Co-Pilot mault, dreht sich um....und es hämmert weiter. 

Toll...jetzt bin ich definitiv wach. Blick auf die Uhr, 9 Uhr rum. Um zwei schlossen wir ca. die Augen. Da fehlt ne Stunde. Nun den....und wer hämmert da nun so?
Da fällt es mir wieder ein. Die Baustelle an der Stadtmauer! Das Gerüst...ich schaue raus...japp...ein einsamer Bauarbeiter restauriert hier die ganze Mauer alleine. Und haut auf Steinen rum. 

 

Jo, dann mal raus aus den Federn...Heizung an...wieder rein. Warten....und dann aufstehen. Parkplatz noch immer leer. Wir stehen hier niemandem im Weg. Parken dürfen wir noch bis heute Nacht 2:30 Uhr. 16 Euro kostet der Spass für 24 Stunden. Fairer Preis für ne Großstadt wie Tallinn. Andere Parkplätze kosten hier gerne 20 Euro. 

 

3Bears Porridge einwerfen und bemerke: hey! Schönes Wetter. Blauer Himmel, Sonne irgendwo schräg und tief am Himmel. Um 11 Uhr sind die wichtigsten Dinge erledigt und ich stehe in voller Montur mit Kameras bewaffnet vor der Tür. Fertig für den Stadtrundgang Teil 1. Bei Tag. Bei Nacht folgt hoffentlich heute Nacht. 

 

Ich verlasse unseren Kichenparkplatz, laufe Stufen hoch, komme an zig geparkten eScootern vorbei, erreiche die Stadtmauer. Imposant. Über 300 Jahre immer wieder verstärkt, 2-3 m breit. Zig Meter hoch, top Zustand. Der Kanonenturm steht hier auch gleich rum. Einer der stärksten im Baltikum. Mehrere Kilometer Stadtmauer wurden damals so gebaut. Ungefähr die Hälfte davon ist heute noch erhalten. 

 

Ich schlendere weiter, komme an die Deutsche Botschaft, stehe vor dem rosafarbenen estnischen Parlamentsgebäude und der Orthodoxen Kirche die hier oben den Domberg schmückt. War lange ein Dorn im Auge der Esten, wurde das Teil doch von den Russen erbaut die das Land besetzt hielten. Heute aber ein Touristenmagnet. Auch gut was los. Ganze asiatische Reisegruppen sind unterwegs, Englische auch. 

In die Kirche laufe ich kurz rein. werde sofort von einer Wachündin angebellt, dass ich nicht filmen dürfe und meine Mütze abnehmen müsse. Das macht mir das Ganze nicht sympathischer...und irgendwie...keine Ahnung wie es kommen konnte, läuft dann doch meine Kamera für ein paar Sekunden. Eine schlechte Aufnahmen...aber besser als gar keine. 

 

 




Nix wie raus hier, ich laufe zum langen Hans, der anders heisst, nämlich Langer Hermann. Hoher Turm am Parlamentsgebäude, 215 Stufen. Oben auf dem Turm weht stolz die estnische Flagge.

 

Ich ziehe weiter, an Parlament und Kirche vorbei, komme zum Dom den sie gerade entweder abreissen oder sanieren. Dem Geräusch nach hört es sich nach Abriss an...vermute aber, sie sanieren. Davor ein Hot Chololate Stand...das wäre jetzt was. Doch...keine Zeit und keine Hand frei. Das Wetter heute nicht ewig gut und bei mir immer der Fall: erst die Arbeit dann das Vergnügen. Das mag man hier und da nicht verstehen, aber ich halte mich an diese Regel. Sonst kommt am Ende Bullshit raus. Da hab ich keinen Bock drauf. 

Gedreht wird an einem Stück, gerade wenn es um Städte geht, keine Pause, keine Einkehr für Mittagessen. Nix. Warum? Weil ich dann aus dem Rhythmus komme, nicht mehr weiss, was ich vor zig Stunden gesagt habe und was noch nicht. Das führt dann...zu Bullshit. Und deutlich mehr Arbeit beim Schnitt. 

 

Durch das Regierungsviertel geht es zu zwei Aussichtspunkten mit schönem Blick über die Stadt und gen Meer. Kalter Wind pfeift mir um die Ohren....brrr....weiter. Runter in die Stadt. Weniger Wind, dafür auch weniger Weitblick. 

 

Runter vom Domberg, rein in die schmalen Gassen und zack...Rathausplatz mit Kirche. Doch was ich im ersten Moment als Kirche deute, ist im zweiten das Rathaus. Riesen Platz, so wellig wie die Ostsee. Kopfsteinpflaster soweit das Auge reicht. Rundum schöne Gebäude, alles toll restauriert. So wie alles, was ich hier zu sehen bekommen. Eine Augenweide. Wundschöne Altstadt. UNESCO Weltkulturerbe. Zurecht! 

Ich verzichte an dieser Stelle auf weitere Beschreibungen der Stadt, ist im Video alles viel schöner und besser zu sehen als ich es beschreiben könnte!

 

Ich schlendere weiter und komme an den Rand der Altstadt, stehe vor einem Meer an Schnittblumen die hier der Kälte trotzen und der nichtmehr vorhandenen Sonne die Hälse entgegen recken. Döner kostet hier übrigens 5 Euro. 

 

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Von hier, langsam durchgefroren, laufe ich wieder zurück zum Van. Jedoch einen anderen Weg und komme so noch am Freiheitsplatz vorbei. Ein großes Kreuz erinnert hier an die Freiheitskämpfe der Esten von 1918 bis 1920. 

 

10 Minuten später erreiche ich unseren Parkplatz, weiterhin nix los. Mittlerweile geht aus auf 15 Uhr zu und das Licht wird weniger. Bei mir auch....ich brauch ne Pause und Wärme um mich rum. Der Wind ist eisig. 

 

Also erstmal ne heisse Schoggi, ausruhen, arbeiten. Der Nachmittag verrinnt, es wird dunkel, ich esse zu Abend und um 21:30 Uhr mache ich mich auf den Weg. Zweiter Durchgang. Ab in die Altstadt. Jetzt bei Nacht. 

 

Größter Unterschied: keine Reisegruppen. Bin alleine. Und...alles viel schöner! Toll ausgeleuchtet. Mauer, Parlament, Kirche...Blick von oben auf die Stadt. Geil! Und kaum noch ein Mensch unterwegs. Liebe es wenn die Stadt mir gehört. 

 

Vom Aussichtspunkt laufe ich dann anders als vorhin bei Tag. Treppen runter, zur Stadtmauer, darunter durch und zur Olaf Kirche mit 124 m hohem Turm. Imposant. 

 

Und wie ich daran vorbei laufe, steh ich wenig später vor den 3 Schwestern. Nein, das sind keine 3 scharfen Estinnen die auf mich warten! Was ihr wieder denkt!!!

Das sind drei alte Gebäude, quasi das Gegenstück zu den 3 Brüdern in Riga. Ein Kaufmann soll diese Gebäude seinen hübschen drei Töchtern gebaut haben. 

Vor Corona war lange ein Hotel darin, jetzt nicht mehr. 

 

Hier ist nun meine Endstation der Altstadt. Ich mache mich über Kopfsteinpflaster auf den Weg zurück, kreuze den Rathausplatz, der auch bei Dunkelheit toller wirkt als bei Tag. Komme noch an einer zerbombten Häuserzeile vorbei, die die Russen auf dem Gewissen haben, es jedoch nie zugegeben haben. Zweiter Weltkrieg, riesen Bombenangriff auf Tallinn....die Russen warns!

Und zum Freiheitsplatz komme ich ebenfalls. Das riesige Kreuz nun beleuchtet. Deutlich eindrücklicher als bei Tag. Von hier nun wieder hoch zur Stadtmauer...eine Sache fehlt aber noch.

 

Und als ich oben am Domberg durch die Stadtmauer trete, trifft mich schier der Geist. Ich kann gerade noch zur Seite springen. Himmel...und dort oben, auf der Mauer, noch einer! Und da....im Eck....verdammt...ich bin eingekreist. 3 dunkle Gestalten, überlebensgroß und ohne Gesichter. Erschreckend und beängstigend. Sie starren mich aus leeren Gesichtern an. Kommen aber nicht näher...puh...

 

Diese drei Gesellen, die hier Angst und Schrecken verbreiten bei Nacht, sind eigentlich Mönche. Doch ihr Aussehen hat mit diesem Status wenig zu tun. Sie erinnern ganz stark an das Gespenst von Riga

 

Kurz darauf stolpere ich noch über eine ordentliche Kanone die gen Downtown zeigt. Na, das wäre jetzt aber was für den Co-Pilot. Der hätte hier seine helle Freude. Bei Nacht etwas durch die Gegend ballern. Das würde ihm gefallen. 

Dies nun meine letzte Station, um Mitternacht bin ich zurück am Van. Wieder durchgefroren aber froh, auch bei Nacht eine Runde gelaufen zu sein. 

  

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Im Van erstmal wieder aufwärmen, alles verstauen und uns alle miteinander fahrfertig machen. Nochmal 16 Euro möchte ich für diesen Parkplatz nicht investieren. Denn 24 h würden wir hier ohnehin nicht mehr stehen. Somit also...nächtliche Abreise. 

Auf Park4Night fand ich vorhin einen schöne Platz am Hafen, direkt an der Ostsee, kostenfrei. Das freut Friedrich und den Rest der Gang eigentlich auch. Diese Zahlerei fürs Parken läppert sich mit der Zeit. 

 

Motor an, Abfahrt, raus aus der engen Parkplatz Zufahrt. Durch die Schlaglöcher zurück zur Hauptstraße und dann noch ein paar Kilometer durch das nächtliche Tallinn. Nix mehr los auf den Straßen. 

 

Schon bald erreichen wir das Hafengelände, biegen in eine Seitenstraße ab, fahren sie bis zum Ende,...Schotterweg folgt. Eng wird es und nach 150 m kommt ein Parkplatz. Doch...hm...da rechts geht noch ein Weg weiter...versuchen wir es. Führt auf eine große Freifläche mit Wiese und dem Weg auf dem wir fahren. Recht ruppig aber fahrbar und nicht matschig.

Kurz darauf, steh ich fast in der Ostsee. Ich glaub, weiter sollten wir nicht fahren. Hier ist Schluss für heute. Wobei...30 cm noch, dann stehen wir in die richtige Richtung leicht schrägt...japp...genau so. Friedrich und Co-Pi geben ne Tatze hoch. Jetzt aber ins Bett mit uns. Schon wieder halb zwei Uhr. 

 

Morgen müssen wir uns überlegen wie es weitergehen soll mit uns und unserer Reise. Eine Entscheidung muss her. Und dann ist da auch noch mein Zahn. Der macht weiterhin Probleme seit ich vor ner Woche da übel auf etwas drauf gebissen hatte. Kauen kann ich auf der rechten Seite nicht mehr. Und sobald ich es doch aus Versehen machen, entsteht ein Schmerz, der mir Hören und Sehen vergehen lässt und Übelkeit hervorruft. Ich weiss nicht, wie das die nächsten 5 Reisewochen noch weitergehen soll. Was wenn es schlimmer wird? 

 

Naja, schauen wir mal. Jetzt erstmal gute Nacht und bis morgen. Draußen rauscht die Ostsee, hoffe sie spült uns nicht weg über Nacht. 

 

Bis morgen und viele Grüsse von uns. 

Kai und Team

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Vortag abends

abends: 59.449045, 24.756527 

 

Unsere heutige Route: ca. 7 km

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Jutta Schmidt (Montag, 25 November 2024 08:40)

    Hallo und guten Morgen Kai,
    ich möchte dir auf diesem Wege gute Besserung für deinen Zahn wünschen und hoffe,du hast das mit Hilfe eines Zahnarztes inzwischen (heute 25.11.) in den Griff bekommen! Danke für deine immense Arbeit, die vielen Menschen interessante Stunden beschert. Eine schöne Adventszeit, vielleicht im Schnee, wünscht Jutta

  • #2

    Sylvia (Dienstag, 26 November 2024 10:26)

    Hallo Kai, vielen Dank für Reisebericht und Video.
    Eine Anmerkung jedoch: Jede Kirche bzw. Glaubenshaus betritt man immer! ohne
    Kopfbedeckung. Dies ist eine Frage des Respekts. Traurig wenn darauf hingewiesen werden muss. Da wandern Touristen mit Selfiestick, Basecaps und Badelatschen dichtgedrängt und lautlärmend in Gotteshäuser. Gehts noch??? Sorry eine Kirche ist kein Zoo und m.Meinung kein Ort für reißerische Storys. Einfach mal die Kamera weglassen und den Ort und die Stille genießen.
    Und übrigens, wir haben Verständnis, wenn angesichts der prunkvollen Kathedralen keine Fotogenehmigung gegeben wird, jedoch haben wir noch nie in russ. Kirchen Eintritt zahlen müssen.
    Viele Grüße Sylvia

  • #3

    Kai (Dienstag, 26 November 2024 12:28)

    Hallo Jutta,

    Lieben Dank! Ja, Mittlerweile gab es eine Lösung für den Zahn.

    Viele Grüße
    Kai

  • #4

    Kai (Dienstag, 26 November 2024 12:38)

    Hallo Sylvia,

    Kann mich nicht erinnern, lärmend mit Selfie Stick in Flipflops durch die Kirche gelaufen sein. Wo hast du das gesehen oder gelesen?

    Ferner, Mütze im Winter…kalt?! Schonmal drüber nachgedacht? Frisur im Eimer. Das wollte ich keiner Gottheit, ob es sie gibt oder nicht, zumuten! Ehrlich nicht.
    Und nochmal ganz ehrlich: ich glaube, Gott, welcher auch immer und ob es ihn gibt oder nicht, dem ist es verdammt egal, ob jemand ne Mütze in seiner Hütte trägt oder nicht!
    Der fragt sicher eher, wenn es ihn gibt: was zum Geier ist falsch gelaufen mit der Menschheit? Wann ist mir der Mist so aus dem Ruder gelaufen mit den Pennern auf der Erde?
    Er wird denken: Da wird verboten Mützen im Winter in meiner Hütte zu tragen und es äußerst unhöflich überwacht, oh wie wichtig… und 1000 km weiter werfen sie Bomben und Raketen auf Menschen…

    So viel dazu!

    Grüße
    Kai