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#1048 Estland - Ein heftiger Tag! Minen, U-Boot Hafen, Waschen, Lidl, Friedhof, Tallinn

13.11.2024 Was hab ich mir nur dabei gedacht...?

        

Schönen guten Morgen, 

 

manchmal frag ich mich ja schon: was reitet mich da für ein Geist wenn er mich in so einen Tag wie heute schickt? Wie kann es so kommen wie es kommt? Als gäbe es keine anderen Tag mehr in diesem Leben. Vollgepackt...bis zur letzten Sekunden...verrückt! 

Aber der Reihe nach, ihr wisst ja noch gar nicht, was alles läuft. 

 

Erstmal nix. Aufwachen, aufstehen und so das morgendliche Prozedere. Das Wetter grau und etwas windig. Nix, was die morgendliche Routine irgendwie beschleunigen könnte. 

Mit nem 3Bears Pocket Porridge im Bauch (12% Rabatt Code bei 3Bears KAI12) vor die Tür. Kamera dabei. Los gehts. Erstmal stolpere ich über russische Raketenreste, ohne jedoch weitere Infos dazu zu finden. Die liegen hier einfach so lustlos rum. Alt und am verrosten. 

 

Danach schlage ich mich in den Wald. Irgendwo da, zwischen den hohen Bäumen, steht noch einer rum und möchte begutachtet werden. Ich laufe also tiefer in den Juminda Nationalpark rein und übersehe fast den Hauptakteure dieses Waldwegs. Vor lauter Matschspuren im Weg und Bäumen. Doch irgendwann blicke ich hoch und schaue ihm praktisch direkt ins Auge. Der Juminda Leuchtturm. Eher unscheinbar steht er da. Mit Stahlseilen abgespannt. 2 m Durchmesser nur, musste verlängert werden um noch über die Bäume leuchten zu können. Weitere Infos zu dem Turm bekommt ihr im YouTube Video. 

Und gesagt sei: das wars! Mehr Leuchttürme gibts hier nicht zu sehen! Das ist vorerst der Letzte! Also genießt ihn. 

 

So latsche ich zurück zum Parkplatz und zum Van...aber NEIN, noch nicht wieder zurück ins Warme! Hier gbit es noch etwas anderes zu sehen, was trauriges. 

 




Ich laufe ans Ende der Halbinsel, vorbei an zwei Holzhäusern und erreiche ein Denkmal, dass sich den Minenopfern in der Ostsee widmet. Besonders jenen, die im Jahr 1941 hier auf der Flucht vor den Deutschen umkamen. Hunderte Boote mit Zivilisten und Militärs, aus Tallinn kommend, verfingen sich hier in einem Minenvorhang in der Ostsee. Dazu kamen Deutsche Artillerie und Bomben aus Flugzeugen. Eine tödliche Mischung. Tausende Tote, zig versenkte Schiffe, ein Hinterhalt der Deutschen der vielen das Leben kostete. Details dazu im Video. Eine riesen Tragödie im Sommer 1941. Krieg halt!

 

Danach bin ich erstmal platt und verlasse das Denkmal bestehend aus Gedenktafeln, einem großen Stein und einer Wasserminenkette davor. Erstmal sacken lassen. 

Was man so alle nicht weiss von dem Krieg. Reisen bildet...definitiv!

 

Im Van erstmal wieder aufwärmen und dann weiter. Die Uhr tickt, irgendwann wird es wieder dunkel und wir haben noch das ein oder andere vor heute. Also los. 

 

10 km durch Wald später kommen wir an eine schnurgerade, rumpelige Zufahrt zu einem alten russischen U-Boot Hafen. Vor Jahren ein Lost Place, drauf gebracht hat mich Niko, hierher zu fahren. Da bin ich nun und sehe Schilder zu Campingplatz, Restaurant und Hafen....hm....Lost Place?

 

Kurz darauf stehen mir drei Sattelschlepper vor der Nase. Hier werden Stahlteile oder sonstige ab oder aufgeladen. Niemand interessiert sich für mich...außer einer!

 

Als ich aussteige und zur geöffneten Schranke zum Camping und U-Boot Hafen latsche, läuft ein großer, schwarzer Hund auf mich zu. Langsam, gemächlich, eher gelangweilt als angriffslustig. Er kommt zu mir, schnuppert an meiner Hand, bemerkt sofort, dass ich Freund bin und drückt sich an meine Beine und will gestreichelt werden. Na dann....streichel ich mal. Gefällt ihm!

 

Kurz darauf laufen mein neuer Kumpel und ich los. Einen schrägen Weg runter ans Wasser. Links von uns Lichter Wald mit Hütten, Holzgebäuden und dem Glämping Camping. Der Wauzi vorne weg, ich hinterher. Er scheint sich hier bestens auszukennen. Wo ich hin muss, seh ich auch sehr schnell. Ein langer Steg in L-Form führt hier in die Bucht raus. Am Anfang des Stegs jedoch ein Tor, das geschlossen ist. Hm....

 

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Neben dem geschlossenen Tor ein Gebäude, auch zu. Aber ein Zettel hängt an der Tür.
"Wenn niemand da ist, bitte bei Besichtigung der Anlage 5 Euro in den Briefkasten werfen".

 

Online gelesen hatte ich, dass es 10 Euro kostet...da sind fünf ja ein Schnäppchen. Friedrich bekommt es nicht mit...so werfe ich mein letztes Kleingeld in den Kasten, 4,70 Eur und 20 Rappen. Mehr hab ich nicht. Der nächstgrößere Schein wäre 50 Euro in meinem Geldbeute. Etwas viel Trinkgeld. 

 

Ich laufe durch das Tor, schließe es. Der Hund bleibt auf der anderen Seite zurück. Ich weiss ja nicht, ob der hier drauf darf, auf den U-Boot Kai. 

Ich laufe ein paar Meter den Kai entlang, drehe mich nochmal zum Hund um...und zack, steht er auch auf dem Kai. Neben dem Tor ist genug Platz für ihn, um hierher zu gelangen. Gut...so langsam fühlt es sich wirklich an, als hätte ich einen Hund. Hoffe er muss nicht groß, hab keine Tüte dabei!

 

So laufen wir gemeinsam 100 m den Steg entlang bis...hä...wollen die mich vereiern? Ein Schild: No Entry! Hängt an einem Seil, das quer über den Kai gespannt ist. Äh....ich hab 4,70 Euro und 20 Rappen bezahlt für 100 m Kai laufen? Das dünkt mir zu teuer. Also entweder bekomme ich mein Geld zurück oder....ach...sch***** darauf, ich steige über das Seil hinweg und laufe den Steg weiter. Der Hund hat das ebenfalls gemacht, nur dass er nicht drüber ist, sondern untendurch. Ich muss ihm ja jetzt folgen, nicht dass ihm was passiert während er auf dem verbotenem Gelände ist. Bin mir ziemlich sicher, dass ich der ältere bin von uns beiden, somit die Aufsicht habe. 

 

Wir laufen also weiter, alles ziemlich verfallen, der Betonsteg am zerbröseln. Wir laufen erst auf Palettenweg, später auf Beton, kommen an der Paloma vorbei (Boot, kein U-Boot) danach heisst es ein wenig balancieren. Rechts Wasser mit immerhin einem kleinen Geländer, links verfallener Kai. Alte Fliesen sind zu sehen, die Kaimauer ist kollabiert. Das sieht hier alles nicht mehr frisch aus. So laufen wir, der Hund voraus, ich hinterher, zu einem schiefen Haus, das steht auch nicht mehr lang, wir müssen aber durch und stehen kurz darauf am Ende des Kai vor einer Gitterblech Brücke. Ich laufe über diese Brücke die den Steg etwas verlängert und auf ein kleines Inselchen mit Positionslampe führt. Von dort geht eine weitere Brücke auf das Kurze Stück des L. 

Der Hund folgt mir nicht über die Gitterbrücke, winselt und bellt einmal. So als wolle er sagen: tu das nicht. Das ist nicht sicher! Oder aber...lass mich hier nicht alleine zurück!!!!

 

Wie auch immer, die zweite Brücke auf das kurze L laufe ich nicht mehr. Ebenfalls per Band abgesperrt und auf der gegenüberliegenden Seite liegt ein Metallteil im Weg. Ich will mein Glück nicht überstrapazieren. Also...drehe ich um. Das erfreut den Hund. Er macht sich sogleich auf den Weg den Kai zurück und verschwindet irgendwann aus meinen Augen.

 

Ich schlendere zurück. Was ich gesehen habe hat mit Lost Place nix zu tun. Es gibt außer verfallenem Beton nicht viel zu sehen. Infos zum Hafen finde ich noch. Die Russen haben hier U-Boote und Boote entmagnetisiert um sie schwerer aufspürbar zu machen. Zudem gab es früher und heute wohl auch noch, magnetische Minen. Auch denen wollte man damals so aus dem Weg gehen. Nach Zusammenbruch der Sowjetunion wurde hier alles abgebaut und 1993 abtransportiert und in Russland wieder aufgebaut. 

 

Zurück am Van lässt der Co-Pi noch schnell den Aufklärer in die Luft. Danach machen wir uns auf gen Tallinn. Zurück in die Großstadt. 1 h Fahrt liegt vor uns. Den U-Boot Hafen muss man meines Erachtens, wenn man unser Video gesehen, nicht mehr unbedingt besuchen. Gibt kaum was zu sehen. Und im Sommer ist hier sicherlich richtig was los. Also null Lost Place Charakter. 

 

 

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Auf unserer Fahrt nach Tallinn kommt für 45 Sekunden sogar die Sonne zum Vorschein. Wow...welche nette Begleitung auf einer sonst eher unspektakulären Fahrt. Unser Ziel auch nicht Downtown sondern ein Vorort. Hier gibts ne Wäscherei. Vor unsere Abreise nach Finnland möchte ich gerne noch waschen. 

 

Mit einmal Verfahren, wie immer also, finde ich den Waschsalon, parke, zahle per App, ziehe das Bett ab, werfe auch sonst alles was gewaschen werden muss in meinen Wäschesack und laufe dann wie der Nikolaus gen Waschsalon. In dem ist zum Glück jetzt gegen 15:30 Uhr nix los. Ich schnappe mir eine 13 kg Waschmaschine, werfe alles rein. Zahle, was im zweiten Versuch dann auch funktioniert, mit Kreditkarte 5 Euro und dann wird 45 Minuten gewaschen. In der Zwischenzeit gehe ich kurz zum Van und erledige noch ein paar Dinge am Laptop. 

 

Nach 40 Minuten zurück in den Salon, kurz warten, alles fertig. Jetzt wird separiert, ein Teil in den großen Trockner für 3 Euro, der Rest kommt mit in den KaiWINplus und wird dort getrocknet. Jeans, Bettwäsche, Pullover, T-Shirts... Heizung auf 30 Grad, Dachluken und los gehts. Wird die Heizung auch mal wieder ordentlich frei gebrannt die nächsten Sunden. 

 

Nach 35 Minuten ist auch der Trockner fertig. Alles zurück in den Van, ausbreiten auf dem Bett und Abfahrt. Parken hier kostet, fahren wir lieber dort hin, wo es nix kostet. Ab zu Lidl. Der ist nur 500 m entfernt von hier. Und einkaufen müssen wir ja auch noch. 

 

Somit...4 Minuten später, Lidl Parkplatz, groß, genug frei, wir parken ordentlich, stehen niemandem im Weg. Erstmal etwas arbeiten, Wäsche drehen und umsortieren. Einkaufszettel schreiben. 

 

Gegen 19 Uhr mache ich mich auf in den Laden. Wird der längste Aufenthalt in einem Lidl meines Lebens. Mein Handy klingelt mitten im Einkauf, Nicole ist dran. Und wenn ich mir ihr telefoniere, geht es immer länger. Somit suche ich mir beim Wasser einen ruhigen Ort und laber mit ihr. Gerade kurz geschaut....46 Minuten ging das Gespräch. Kürzer als sonst, aber auch nur, weil ich weiter einkaufen musste. 

Ich fülle den Wagen, letzter Einkauf in Estland, Vorräte auffüllen. Am Ende 120 Euro. Ups... Als ich alles im Van ausbreite kommt mir so die Ansicht: möglicherweise hab ich es ein wenig übertrieben. Findet Friedrich auch und versucht sich von der Schnappatmung zu erholen. Gelingt ihm nur teilweise. Der Co-Pilot muss ihm mal kurz kräftig auf den Rücken klopfen, so dass die Watte wieder normal fließt. 

 

Wer nun meint, hier ist Schluss, der täuscht. Der Tag geht noch weiter, auch wenn es mittlerweile rund 21:30 Uhr ist, als ich den Motor wieder anlasse. Einen Ort müssen wir heute noch anfahren. Das fiel mir vorhin noch wieder ein. 13 km von hier. An der Ostsee gelegen. Wir müssen kurz Richtung Downtown und dann wieder raus aus der City. 

Wir schaffen diese Strecke, ohne uns zu verfahren und erreichen das Ziel gegen 21:45 Uhr. Dunkel ist es ja schon seit 16:30 Uhr. Aber jetzt, so am Friedhof, mit Wind, raschelnden Bäumen und Mond am Himmel...ist das schon ein wenig unheimlich. 

 

Was mache ich hier?

Ich bin hier in privater Mission. Die Bärenbande ist hier, weil sie halt mit im Van sitzt. Dort bleibt sie auch und schickt mich alleine auf den Friedhof. Der zeigt sich auch ordentlich dunkel. Ich hatte auf etwas mehr Beleuchtung gehofft. Es handelt sich um einen Deutschen Soldatenfriedhof. Irgendwo auf dem Gelände sind Steintafeln mit eingravierten Namen. Ein Name darauf gehört dem Bruder meiner Oma mütterlicherseits. 1941 hier ums Leben gekommen. Mit gerade mal 20 Jahren. 

Also los!

 

Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung wo ich hin muss. Das Gelände doch etwas größer. Mehrere Gedenkstellen. Die ersten beiden ich die anlaufen, sind es nicht. Die Dritte, die ich auf Google Maps sehe, liegt tiefer im Gelände, ich muss also da hin, wo es stockdunkel ist. Oh man....aber kneifen gilt nicht. Das wird jetzt durchgezogen. Morgen habe ich dafür keine Zeit und übermorgen...naja....wir wollen nach Finnland irgendwann. 

 

So laufe ich in die dunkle Ecke des Friedhofs und werde dort auch endlich fündig. Die Stelle deckt sich mit dem Bild, das mir vorliegt. Aber wie finde ich jetzt den Namen. Hier liegen zig Tafeln am Boden, hunderte eingravierte Namen, teils schwer zu lesen. Zum Glück, wie ich feststelle, jedoch alles alphabetisch geordnet. Ich muss also zu S.....suche kurz und werde fündig. Japp, da ist er. Gefunden. Uff!

Ich verweile einen Moment und als ich mal meine Videolampe zünde um die Umgebung abzuleuchten, ob sich hier im stockdunklen auch keiner anschleicht, sehe ich einen Hasen über die Friedhofswiese hopeln. Vom Licht geblendet bleibt er still sitzen...was hat das denn nun wieder zu bedeuten?

 

Ich finde es nicht mehr raus, laufe am dunklen Wäldchen entlang zurück zum Eingang und dann nix wie zurück in den KaiWINplus. Zum 100.000 tausendsten Mal suche ich, um rein zu kommen, mal wieder den Funkschlüssel in meinen zig Taschen und find ihn nicht gleich. Können die verdammten Hersteller nicht mal Keyless Go einführen? Und zwar nicht nur zum wegfahren sondern auch zum einsteigen?? Für die verdammten scheiss Türen!!

Das geht doch bei PKWs schon seit Jahrzehnten. Warum nicht bei diesen vermaledeiten Kastenwagen wie Stellantis, Mercedes und MAN? Kann doch nicht so schwer sein! Wie oft ich schon den scheiss Schlüssel in meinen Taschen gesucht habe....ganze Jahre gingen dabei kumuliert wahrscheinlich schon drauf....Lebenszeit die für den Arsch ist....man!

Leute, keine Ahnung warum ich in dem Moment im Video kurz so "austicke"...ist mir ein Rätsel...schieben wir es einfach mal auf den langen Tag. War anstrengend, der Zahn nervt und ich bin ziemlich durch. Sorry dafür!

 

Irgendwann bin ich im Van...wohin jetzt? Wir könnten hier schlafen...allerdings unpraktisch. Morgen ist Tallinn Downtown Tour geplant. Vormittags mit Verkehr rein und Parkplatz suchen ist sicherlich stressiger als jetzt noch rein zu fahren. So suche ich einen Parkplatz Downtown, finde einen sehr praktischen, nahe der Altstadt und fahre los. Mittlerweile bald Mitternacht. 

 

Auf den Straßen sind wir fast alleine, nix mehr los. Wir rauschen nach Tallinn rein, fahren irgendwann rechts in eine Straße die eher nach Weg aussieht und gespickt ist mit Kraterschlaglöchern. Am Ende erst etwas Verwirrung bei mir, dann sehe ich die Parkplatz Zufahrt, etwas eng, aber 6 m passen gut durch. 16 Euro für 24 Stunden. Günstigster Parkplatz hier in der Ecke. Ich stelle mich ins Eck, nicht unter Bäume, soll noch Regnen, und mache Feierabend. 

 

Um halb 2 liege ich ziemlich erschlagen endlich im Bett. Augen zu und tschüss. Morgen wird, nach diesem elendig langen Tag, auch nochmal anstrengend. Tallinn bei Tag und bei Nacht. Hoffentlich spielt das Wetter mit!

 

Wenn ihr bis hierher durchgehalten habt, Respekt! Wir sehen uns morgen wieder. Gute Nacht und viele Grüsse

 

Kai und Team

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Blog vom Vortag abends

abends: 59°26'02.1"N 24°44'24.7"E

 

Unsere heutige Route: ca. 100 km

 

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