04.11.2024 Zerstörungstag mit Folgen
Schönen guten Morgen,
jetzt mal ehrlich, ganz ehrlich! Hab ich einen dicken Hintern? Hab ich? Ehrlich Frage! Ich dachte bisher: nein, Kai, hast du nicht! Täusche ich mich da? Ist der vielleicht doch so breit wie der eines Elefanten? Wäre das möglich?
Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, was heute passiert....
Aber der Reihe nach. 7:30 Uhr ertönt ein fast unbekanntes Geräusch...was n nu los? Der Co-Pi hört sich an diesem Montag Morgen aber seltsam an...irgendwann realisiere ich: das ist mein Handy. Die Weckfunktion. Gestern Siri ja gesagt, sie soll mich um 7:30 Uhr wecken.
Aha...ausstellen...Ruhe! Aufstehen, Heizung an, nochmal kurz ins Bett. Reinsetzen, nicht legen. Einschlafen wäre fatal. Federbett um meine Schultern, Handy in der Hand...Blick raus: wow! Kurz vor Sonnenaufgang...aber ganz kurz. Ich werfe das Federbett zurück, ziehe mich an, Kamera, raus vor die Tür. Von der Sonne noch nix zu sehen. Vorlaufen zum Steg?
Ach ne...fahrbereit machen, Motor an, wir fahren da hin. Müssen uns ja eh fürs Boot anstellen. So stehen wir wenige Minuten später als erste in der Bording Reihe. Auch Co-Pi und Frieder schon wach und neben mir. Sehen allerdings noch etwas zerknittert aus. Recht früh für sie.
Der Horizont färbt sich immer intensiver. Gleich kommt sie...und dann ist sie auch schon da. Super schnell durchbricht sie die Linie des Horizontes und steigt hinter einer schmalen Wolke hoch. Die Welt wird Rot-Orange...geil...wow...was für ein Montagmorgenstart.
Ganz alleine stehe ich hier nun auch nicht mehr. Es gesellen sich weitere Transporter und PKW zu uns. Doch gut was los. Wollen mehr Leute als gedacht auf die Insel. Unsereins erspäht in weiter Entfernung auf dem Meer die Fähre. Ein kleines Ding, Nussschalenformat. Gestern Abend fuhr sie nicht aufgrund von Sturm. Heute, kein Wind, keine Wolken und Sonne. Wird ne schöne Überfahrt. Timing stimmt also.
20 Minuten später legt die Fähre an, entlässt ihre Ware, mein Nebenparker in Linie 4 fährt direkt aufs Boot...ich will auch...doch werde gestoppt. Warte noch, heisst es. Okay...ich warte...stellt sich raus, der neben mir musste nur was liefern, verließt die Fähre 5 Minuten später wieder.
Um 8:20 Uhr kommt dann Bewegung in uns, alles aufs Boot. Fährfaht kostet uns 20 Euro für den Van und 4 Euro für mich. Die Bären fahren kostenlos. Was ein Glück!
Kaum sind alle an Bord, Klappe zu, Abfahrt. Offene Fähre, man darf im Fahrzeug sitzen bleiben, gibt aber auch einen Aufenthaltsbereich. Die Fähre recht neu und top in Schuss. Sieht alles gut aus . Bei weitem kein Seelenverkäufer!
So tuckern wir gen Kihnu. Eine 6x3 km Insel. 1 h Bootsfahrt entfernt vom Festland. Ich liebe solche kleinen Inseln. Und so eine Bootsfahrt bei Sonne und fast schon etwas Wärme ist echt genial.
Dennoch setze ich mich später in den sonnigen Van und schreibe noch etwas Blog. Arbeit muss auch gemacht werden. Sonst gibts n Anschiss von Friedrich. Er macht ja schließlich auch seinen Job, meint er dann immer. Ja, ja...genau...DU...alter Sklaventreiber...denke ich dann immer. Sagen würde ich das nie...das gäb sofort ne Abmahnung.
Nach einer h Fahrt erreichen wir noch immer bei Sonne die kleine Insel. Fahren drauf, auch dieser Anleger wirkt neu und modern. Kleine Tanke ohne Personal, Touri Info geschlossen, Seenotrettung, Polizeiauto. Schon sind wir durch und weg.
Erster Stop: der Flughafen! 2 km...und ich schaffe es doch tatsächlich, mich zweimal zu verfahren. Unfassbar. Die Insel übrigens genauso waldig wie das Festland. Kiefern hauptsächlich. Meine Lieblingsbäume.
Als ich den Flughafen endlich finde, nix los. Keine Flieger, kein Personal, kein Lärm. Eine grüne Piste, man könnte wohl auch Golf drauf spielen.
Weiter...nächster Stopp...kleiner Fischerhafen an der Nordseite der Insel...süss...weiter....ab in den Wald. Eigentlich will ich zum Strand, aber irgendwie pfuscht der Co-Pilot an den Zielkoordinaten rum. Wir fahren 3 Km und stehen mitten im Wald. Parkplatz gibts keinen, ich stelle mich an den Wegesrand. Verkehr ist hier ohnehin keiner. Bisher keinen Menschen gesehen, kein Auto, nix. Nur Holzhäuser, Bäume und etwas Wiesenland.
Der Co-Pilot gibt mir ein Zeichen, ich soll raus...seinen Fels suchen! SEINEN FELS? What? Bis du Banane? Oder jetzt unter die Steinbeisser gegangen? Man...aber hilft nix. Kamera, Tür zu, los. Ich laufen in den Wald, folge immerhin einem Schild...laufe falsch...muss korrigieren und stehe nach 356 m vor einem großen, fetten Felsen. Der Stein des Weißen! Aha...wie er den da wohl hinbekommen hat? Und wann? Seltsam! Ob der mich verarscht?!
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Ich schau mir alles gut an, vermute, die Eiszeit und schmelzende Gletscher haben den Trümmer hier vergessen. Das sag ich dem Co-Pi aber lieber nicht...es ist sein Stein. Der des Weißen halt!
Zurück zum Van, dort seh ich dann auch noch Friedrichs Stein im Gras liegen. Gut...gibts keinen Streit. Weiter! Jetzt aber Strand!
4 km später, wir rollen noch an zotteligen Urgetieren vorbei, sehen wir links im Wald den Campingplatz der Insel. Verlassen. Geschlossen. Nix los. Eingemottet für den Winter. Ich fahre somit dran vorbei, stoppe an einem Parkplatzschild kurz vor den sandigen, bewachsenen Dünen und laufe los. Richtung Meer.
Wege und Autospuren führen hier auch noch durch teils weichen Sand. Doch mit unserem Van will ich das lieber nicht testen. 250 m später stehe ich an einem bealgten Steinstrand. Nicht super schön, nicht einladend. Ob sie den im Frühjahr säubern? Sooo wollte ich da auf jeden Fall nicht ins Wasser. Sonst aber schön. Flaches Dünenland geht hier in Meer über. Die Sonne scheint noch immer!
Zurück am Van lässt der Co-Pi noch kurz die Drohne in die Luft, danach düsen wir weiter. Vorbei am Insel Shop. Dort kein Stopp, das Wetter sitzt uns im Nacken. Es bleibt nicht ewig schön heute. Ich will die Sonne für andere Dinge nutzen und jetzt nicht in Häusern rumstochern. Daher...weiter...ans Ende der Insel. Die Straße führt durch Wald, wir kommen noch an einer Gedenkstätte für ein Gemeindehaus vorbei, dass hier 1999 abbrannte. Zu Schaden kam niemand, nur das Gebäude. Mit ihm verbrannten aber auch Antiquitäten, Schriftstücke und ne Menge Holz. Weiter.
So erreichen wir dann fast das Ende...doch vorher, ich will gerade eine Aufnahme während der Fahrt aus dem Fenster machen, bricht mein Teleskop Selfiestick in zwei Teile. Ein zerbrochener Plastikring lande auf meinem Schoß. Kaputt...scheisse. Den Stick hab ich erst seit April! K&F Concept...von denen ist mir letztes Jahr im Herbst auch schon ein Stativ verreckt. Die bauen echt nur Müll! Was ein Dreck. Bin stink sauer!
5 Minuten später auf einspuriger Strecke erreichen wir das Insel Ende. Hier: Leuchtturm. Wie sich rausstellt, leider geschlossen. In der Saison kann man gegen 5 Euro hoch und runterschauen. Heute...keiner da. immerhin eine Schautafel steht rum und erklärt die Geschichte. Mehr dazu siehe Video.
So schlendere ich gen Inselende und der Co-Pilot lässt später noch die Drohne hoch. Zwei Autos kommen angefahren, bleiben kurz und fahren wieder. Aha...gibt also doch Leben auf der Insel mit 500 Einwohner.
Nach dem Drohnenflug packe ich alles wieder weg und sehe Ungemach kommen. Erste Wolken ziehen auf. Uff...das ging ja gerade noch gut mit dem Flug.
Wenig später, Instelmitte, stehe ich auf dem Parkplatz des Inselmuseums. Der Himmel schon größtenteils zugezogen. Ich schnappe meine Sony die im Cockpit liegt, lege sie auf den Dinettetisch während ich noch auf dem Fahrersitz sitze. Ermahen noch kurz Co-Pi und Frieder, gehe dann zwischen den Sitzen durch, drehe mich dabei noch irgendwie um Richtung Cockpit und erwische mit meinen Elefantenarsch die Sony Alpha 7S3 Kamera. Die Kamera mit der ich hauptslächlich vlogge und Polarlicheraufnahmen mache.
Mein Riesenarsch erwischt also die Kamera und räumt sie ab. Sie knallt irgendwie auf den Boden. Es lässt einen ordentlichen Schlag...ich drehe mich um...schaue zu Boden und denke: FUCK! Nicht schon wieder!
Zuletzt war sie mir in Rumänien auf den Boden gefallen. Damals sponn kurz das Display, fing sich aber wieder. Ich hebe sie auf vom Boden, schalte sie an...das Display bleibt schwarz. Batterie raus, wieder rein, AN. Nix. Kein Bild im Display. Im Sucher schon noch, das Display bleibt tot. SCHEISSE!!! Ich hab das Display geschrottet. Ohne Display kann ich die Kamera nicht mehr zum täglichen Vloggen verwenden. Das benötige ich um sicherzustellen, dass die Einstellungen stimmen, die Aufnahmen scharf sind, der Fokus richtig liegt, das Mikro keine Fehlermeldung produziert usw. Ohne funktionierendes Display kann ich die Cam nicht mehr nutzen zum vloggen. Scheisse, scheisse, scheisse!!!!! Und jetzt?
Nun, ich hab ja noch meine Canon EOS R6. Mit der filme ich heute meist Teleaufnahmen. Wird die wieder zu vlogging Kamera. 15-24 mm Objektiv, Mikro oben drauf und los. Ab ins Museum. Wobei mir die Lust etwas vergangen ist nach diesem Supergau. So eine verdammt Scheisse. Warum hab ich auch so einen fetten Arsch.
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Ganz ehrlich, am liebsten wäre mir, das Museum wäre nun geschlossen und ich könnte einfach meinen Schlafplatz anfahren und mal kurz den Kopf in den Sand stecken. Aber...die Tür zum Museum ist offen...Mist...also rein. Links ein Raum mit zwei Damen, ich grüße, frage ob sie Englisch spechen...ein wenig. Musuem offen?
Antowrt: Nein
Kurz flackert in mir Freude auf...doch dann meint die nette Dame: ich kann kurz überall Licht machen, wir sind ja eh hier. Kannst ruhig durch laufen. Eintritt 5 Euro.
Ich innerlich: Mist...lasse mir aber nichts anmerken und erwidere freundlich: das ist super! Vielen Dank.
Sie gibt mir noch 3 DIN A4 Seiten auf Deutsch mit Infos zur Insel und zum Museum, dann läuft sie los und macht überall Licht an. Ich folge nach der Lektüre.
Was ich sehe ist ein schöne, kleines, dörfliches Museum über das Leben auf der Insel. Kleindung, Webstuhl, Werkzeuge, Schiffbau, Schule...sehr schön gemacht, sehr neu alles. Liebevoll dargestellt. Ich schlendere durch die 5 oder 6 großen Räume, schaue mir alles an und lande dann wieder bei den beiden Damen. Wir unterhalten uns noch ein wenig auf Englisch.
Sie bereiten gerade einen Tripp zum Markt nach Tallinn vor. Wollen dort Handwerkskunst verkaufen. Gibt wenig Arbeit hier auf der Insel. Im Winter ist nichts los. Alles zu. Im Sommer viele Touristen, fast schon zu viele.
Und wie wir uns so unterhalten, fragt eine Dame: Möchtest du noch die Kirche sehen? Wir haben den Schlüssel.
Oh...ja...gerne...sie holt den Schlüssel...und zwar einen ECHTEN Schlüssel. Ein Ding, mit dem könnte man jemanden umbringen. Wir überqueren kurz die Straße und stehen vor einer Orthodoxen Kirche. Zwei Türen später sind wir drin.
Statt Kirchenbänken stehen Stühle drin, alles wirkt etwas basic und zusammengewürfelt. Einmal im Monat ist hier noch Gottesdienst. Der Pfarrer reist dafür extra vom Festland an.
10 Minuten später verabschiede ich mich freundlich, sage nochmals Danke und besteige den KaiWINplus. Ende für heute. Aber zum Schlafplatz. Da war vorhin ein Weg, nahe des Leuchtturms, der in den Wald und gen Strand führte. Das müsste fahrbar sein für uns.
So drehe ich, fahre gen Leuchtturm, biege rechts in einen etwas matschigen Weg ab...wenn das mal gut kommt. Er ist dann auch matschiger als befürchtet, einmal schwimmen wir im Matsch etwas auf....kommen aber durch und erreichen dann einen Minihügel mit festem Untergrund, bevor der Weg danach in festen und dann weichen Sand über geht.
Vor dem weichen Sand biege ich links ab und stehe auf festem Dünengras. Hier bleiben wir. Feierabend.
Draußen sinkt die Sonne hinter Wolken gen Horizont, rot-orange alles. Wow...was ein toller Ort. Dazu noch etwas Regen und stärkerer Wind. Draußen sitzen ist nicht mehr. Ich brenne bei offener Schiebetür die Truma Dieselheizung Heizung frei, sitze in der Dinette und arbeite, filme noch etwas bevor es dann ans Abendessen geht. Nach diesem Tag brauch ich etwas ordentliches.
Whiskysosse mit Hühnchen, Knobi, Zwiebeln und Spätzle! Schmeckt super! Kochen...kann ich...wenn ich Zeit und Wille habe.
Den restlichen Abend beschäftige ich mich mit Arbeit, lenke mich von den Gedanken über die kaputte Sony Kamera ab und um Mitternacht geht das Team geschlossen ins Bett. Morgen um 10 Uhr geht die Fähre zurück aufs Festland. Hoffentlich bekommen wir die, nicht dass wir uns hier bei der Abfahrt noch im Sand festfahren.
Gute Nacht von uns allen.
Viele Grüsse
Kai und Team
GPS Koordinaten:
morgens: siehe Blog Vortag, abends
abends: Insel Kihnu
Unsere heutige Route: ca. 60 km
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