#1036 Lettland/Estland - Zwei Tage Wind und Sturm

01.11.2024 knapp 90 km/h....STURM! 

        

Hallo zusammen,

 

willkommen zurück zur direkten Fortsetzung des Blogs und Videos #1037. Wir waren in Riga, mussten vor der Polizei flüchten, die kurz davor war, uns eine Parkbusse auszustellen. Ohne Navi, ohne alles, wir mussten los. Fahren nun durch Riga ohne Plan.

Notgedrungen, an einer Ampel, schnappe ich mein Handy, checke Google Maps...in welche Richtung müssen wir...ah...okay...willkürlich setze ich einen Zielpunkt ausserhalb der Stadt um zumindest raus zu finden. 

 

Gut Verkehr, kein Stau, eine Kofsteinpflasterbrücke die heftig wellig ist und viele alte, unsanierte Gebäude flankieren die Hauptverkehrsstraße in Richtung Norden. Wir folgen ihr...müssen noch tanken, finden ne Tanke für unter 1,50 Euro, guter Deal. Tanken in Riga günstiger als auf dem Land. Alle Tanken die ich sah, gut unter 1,50 Euro. Auf dem Land alles gut über 1,50 Euro. Also voll machen...Friedrich leidet, muss sich wegdrehen, aber immerhin fließen keine Wattetränen. Uff.... Co-Pilot auch froh, er sieht Friedrich ungerne leiden und leidet dann auch immer mit. Solidarität unter Bären wird GROßGESCHRIEBEN. 

 

Nach dem Tanken, jetzt mit Ziel, weiter. Wir könnten hier noch ein Freilichtmuseum anschauen. Doch das Wetter und die Lust sind bescheiden. Wetter kurz vor Regen und stärker werdendem Wind. Und auf Häuser von innen und außen...hab ich jetzt auch keine große Lust. Wir fahren an der Einfahrt also vorbei und weiter raus aus dem Großraum Riga. Straße gut, weniger Verkehr, viel geradeaus und später begleitet uns wieder Wald. Links wie rechts der Straße. 

 

 




Wir rollen auf der gut ausgebauten E67, das Wetter immer schlechter. Auch Regen kommt ins Spiel.

 

Auf Höhe Tüja biegen wir links ab in Richtung Ostsee. Heute bleiben wir noch in Lettland. Morgen wollen wir über die Grenze nach Estland.

Die Straße nun rumpeliger aber noch asphaltiert, erst nachdem wir in Tüja rechts sind und durch den Ort, wird die Strecke einspurig und schottrig. Bei Nieselregen erreichen wir unseren Schlafplatz. Ein Erholungsgebiet, wo nur wir uns erholen wollen. Ansonsten ist niemand vor Ort. Tische, Bänke, Feuerstellen, Bäume. Direkt am Meer. Eine Treppe führ runter an den Strand. Schön! Perfekt für eine Sturmnacht. 

Ich parke uns so hin, dass wir den Wind auf die Front bekommen und kein Baum über uns ist. Wassergetropfe kann ich nicht brauchen von Bäumen. Das raubt mir den Schlaf. 

 

So schaue ich mich mal um, laufe die Holztreppe runter an den menschenleeren Strand. Die Ostsee wieder mal wild und angriffslustig. Die Wellen donnern an die Küste, das Meer schaumig. Der Wind weht mit 40 km/h. Dank Windmesser weiss ich das jetzt immer ganz genau. 

 

Viel mehr gibts nicht, Strandspaziergang oder Hängematte...heute eher nicht. Grau, nass und Wind. Ich gehe zurück in den Van, habe 4G Empfang mit dem Handy doch durch Starlink kommt nix rein. Die Schüssel schaut direkt in die Bäume links von uns. Mist!

 

Naja, geht auch so. Ich mach mir ne heisse Schoggi und mir gegenüber sitzen die zwei Sattler-Stadtmusikanten. Co-Pilot hat Friedrich auf dem Kopf und sie sind kurz davor, loszusingen. 

Ich starte den Rechner und arbeite die nächsten Stunde. 

 

Draußen wird es dunkel, der Wind legt zu. Als Abendessen baue ich mir Spaghetti mit Tomatensoße und Oliven und nerve mich über Google, die mich seit Wochen mit Steuerinformationen nerven die sie wollen. Allerdings sagen sie nicht genau, was sie wollen, lehnen aber fleissig ab, was ich hochlade. Da kriegst echt nen Hals. 

 

Gegen Mitternacht gehe ich nochmal vor die Tür. Regen und Wind und das Meer noch immer wild aber nicht weiter an den schmalen Strand gekommen. Bin gespannt wie es morgen aussieht, über Nacht soll der Wind zulegen. 

Jetzt aber erstmal ins Bett und ein paar Stunden schlafen. Sehen Friedrich und Co-Pilot auch so und lassen sich gerne nach hinten tragen. Friedrich etwas besorgt wegen des Windes. Könnte ja ein Baum auf uns fallen...oder er wegfliegen. 

 

Gute Nacht uns bis morgen. 

Viele Grüsse

Kai

 

=> unten geht es direkt weiter mit dem nächsten Tag

 

 

 

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02.11.2024 Sturm an der Ostsee, hallo Estland

 

Schönen guten Morgen, 

 

gut geschlafen, der Wind hat nicht gestört. War eine ruhige Nacht. Auch von der Wattefraktion kommen keine Klagen, niemand ist weg geflogen, kein Baum hat uns getroffen. Super!

 

Draußen noch immer heftiger Wind. Als ich irgendwann, nach einem leckeren 3Bears Porridge Frühstück, entspannt vor die Tür trete und ans Meer laufe, ist der Strand überspült. Das Meer wilder als gestern. Wo ich gestern noch lief, steht nun Wasser. Der 10-15 m breite Strand steht unter Wasser. 

Der Wind stärker als gestern. 40-50 km/h messe ich. Noch immer kein Sturm, aber deutlich spürbar. 

 

Ich laufen zu einem anderen Strandzugang, dieser ist noch nutzbar und schwupps, stehe ich am Strand. Die Ostsee eine Waschküche. Cool! Und das ist noch nicht alles, der Wind wird heute im Lauf des Tages zulegen, soll Sturmstärke erreichen. Bin gespannt. Wir bleiben dran. 

 

Zurück im Van hole ich die nutzlose Starlink Antenne rein, räume auf und lasse den Motor an. Fahren wir mal ein paar Kilometer. Strom erzeugen für die Aufbaubatterie kein Fehler. 

 

Wir rumpeln den Weg, den wir gestern kamen weiter, kommen auf eine Stichstraße und folgen ihr gen Hauptstraße E67. Ziemlich rumpelig das Ganze. Grober Schotter, Schlaglöcher, insgesamt kein wirklich guter Zustand der Strecke. 

So bin ich froh, als ich wieder Asphalt unter den Puschen habe. Rollt sich doch gleich viel angenehmer. 

 

Bis zur Grenze sind es 50 graue Kilometer. Mehrheitlich geradeaus. Ich glaub, ich bin in meinem Leben noch nie so viel geradeaus gefahren wie in den letzten Wochen. Schnurgerade durch die Wälder. Bei überraschendem Sonnenschein erreichen wir die Grenze, alte Gebäude zeugen davon, dass hier mal was los war. Doch heute...wir rollen einfach drüber. Europa ist schon toll was das Reisen angeht. Alles so einfach!

 

In Estland begleitet uns die Sonne dann auch noch eine ganz Weile. Der Himmel macht richtig auf, herrliches Wetter. Doch der Sturm legt zu. Kommt von der Seite. Entgegenkommender LKW Verkehr mit Luftwindwelle und Seitenwind, lassen den Van etwas wackeln beim passieren. Beide Hände ans Lenkrad. 

Ein Regenbogen erscheint auch noch, vor uns dunkel, hinter uns Sonne, Graupel kurz vor Schnee teilweise. Aprilwetter bei tiefen einstelligen Temperaturen. 

 

20 km nach der Grenze verlassen wir bei strahlendem Sonnenschein die E67 und fahren Richtung Meer. Spontane Entscheidung. Vor uns dunkel, hier schön. Schauen wir mal vor ans Meer. Schöner Spot von P4N in Google Maps eingegeben, so rollen wir erst über Felder, dann durch Wald nach Kabli und treffen dort auf einen schönen leeren Parkplatz an dem wir vorbei fahren. Wir wollen noch 400 m weiter, zu einem unbefestigten Parkplatz mit Aussichtsturm und Zugang zum Meer. An dem fahre ich erst vorbei, also zurück und schon stehen wir, wo wir hin wollten. Leider keinerlei Windschutz. 50 m Schilf, dann das Meer. Aber die Sonne scheint! Herrlich! 

 

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Und weil es gerade so schön ist, ab ans Meer. Den Holzsteg durchs Schilf und zack, die tosende Ostsee. Von Strand nichts zu sehen. Das Wasser steht direkt an der Grasnarbe. Der Wind bläst heftig, ich messe 50 km/h in Böen. Doch das soll noch nicht alles sein.

 

Als es leicht anfängt zu tröpfeln, laufe ich zurück zum Van, baue mir eine heisse Schoggi mit Sahne und starte den Rechner. Nutzen wir den Tag sinnvoll und arbeiten. Finden Co-Pilot und Friedrich auch, legen die Füssli hoch und lassen sich die Sonne ins pelzige Gesicht scheinen. Genau ihr Ding! Schön geschützt hinter der Scheibe. Keine Gefahr für Pelz und Watte.

 

Ich schaue mir auf der WINDY App an, was für Sturm noch auf uns zukommt. Mitternacht und die Stunden danach dürften heftig werden 70-80 km/h. Wird wohl eine unruhige Nacht wenn wir hier stehen bleiben wollen. 

 

Im Anschluss drehe ich noch schnell ein paar Worte als Fazit zu Lettland. 

- freistehen super easy

- Riga cool und ein Besuch wert

- das Land sauber und die Hautstraßen gut

- Nebenstraßen gerne schlecht und Schotter

- hab mich überall sicher gefühlt, bis auf den "schlechten" Start mit der Polizei, war alles okay

- Mülleimer gibts überall genug

- Stell- und Campingplätze hab ich keine genutzt

- Diesel 145-155 Cent/Liter

- kein Bargeld benötigt, alles mit Visa Karte gezahlt

 

Und weil ich jetzt so viel gesprochen habe, noch eine Schoggi, diesmal mit Schuss und ein Videocall mit Dirk von Avanti on Tour. Der hat Sonja nach Hause geschickt und ist nun auf dem Weg nach irgendwo. Ich weiss natürlich wohin, will aber nicht aus Versehen spoilern, was bei ihm läuft. 

 

Jetzt nochmal vor die Tür. Wind unverändert. In Böen 50 km/h...geht da heut noch mehr? Dachte, der Wind nimmt zu! Hm...ich könnte ja mal auf den Aussichtsturm hoch. Der ist so 6 m hoch....oben stehend messe ich 60 km/h in Böen...schon besser. Aber auch verdammt zugig. 

Zurück am Van, wieder rein,17 Uhr, wird langsam dunkel. Arbeit ruft. 

 

Die Starlink Schüssel hänge ich heute mal ins vordere Heki. Mal sehen ob das geht. Japp, tut, allerdings die Datenraten sehr bescheiden. Upload 4-5 Mbits, Down ungefähr die Hälfte. Nicht der Brüller.  So stelle ich sie später doch raus vor die Tür. 

 

Gegen 20 Uhr wird es dann heftiger draußen. Der Wind legt zu, der Van schaukelt mehr, Graupelschauer ziehen über uns hinweg. Ein heftiges trifft uns voll und wirft mir sogar die Starlink Schüssel um. Die soll eigentlich standfest sein bis 100 km/h Wind. Der Außenspiegel ist kurz mal weiss, der Co-Pilot macht große Augen. Hui...und jetzt wird der Wind auch nicht mehr weniger. Er stürmt um uns rum. Immer wieder Graupel. Ich koche. Verlängere meine Spaghetti von gestern nochmal. Schnelles essen. Doch gibt es da ein Problem im Oberschrank in der Küche: Sojasosse ist ausgelaufen und hat sich mit Kräutern der Provence, die auch "ausgelaufen" sind, verbunden. Riesen Sauerei im Schrank. Ich muss erstmal ne ordentliche Putzaktion einlegen und alles wieder sauber zu bekommen. Nur gut, sind Soja und Kräuter zur gleichen Zeit ausgelaufen. So haben die Kräuter die Sosse gebunden und die Sauerei irgendwie minimiert. 

 

Gegen 23 Uhr gehe ich nochmals vor die Tür. Ans Wasser vor spare ich mir, aber hoch auf den Turm. Was geht da oben? Vor dem Van messe ich nun 60 km/h Böen. Als ich mich hoch auf den Turm gekämpft habe, ist die stärkste Böe 84 km/h. Ich muss mich schon heftig dagegen stemmen und geh lieber in die Hocke nach der Messung. Es zerrt heftigst an mir. Uff...bin froh, als ich wieder unten bin. Der Turm schwankt auch etwas im Wind. 

 

Kurz darauf fällt auch eine Entscheidung: wir parken um. Bei dem Sturm machen wir heute Nacht kaum ein Auge zu. Das muss nicht sein. Somit Starlink rein, aufräumen, Motor an und raus aus dem Sturm. Wir rollen die 400 m zurück zu dem anderen Parkplatz den wir auf der Herfahrt gesehen hatte. Etwas abgetrennt vom Meer, Bäume dazwischen. Wir parken uns quer auf die Parkplätze, Schnauze in den Wind. Deutlich ruhiger hier. So können wir gut schlafen. Das machen wir auch kurz darauf. Ab ins Bett und Augen zu. Morgen gehts weiter...wieder mal Stadt. 

 

Gute Nacht uns bis morgen.

 

Kai und das Sturmteam

 

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: 57.520099, 24.378903

abends: 58.014106, 24.449117 (Sturmparkplatz)

Schlafplatz: 58.011649, 24.447977

 

Unsere heutige Route: ca. 160 km

 

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