Mittwoch, 30.10.2024 RIGA bei Nacht
Hallo zusammen,
herzlich willkommen zurück. Hier nun die direkte Fortsetzung des Blogs von #1035.
Wir waren in Riga angekommen, hatten beim Schloss an einer Hauptverkehrsstraße geparkt, direkt am Fluss Düna, und ich hatte meine Sachen gepackt und bin los getigert. Es ist 20 Uhr, Fürs parken müssen wir nichts zahlen bis 8:00 Uhr morgen früh. Los gehts...in die dunkle Hauptstadt Lettlands.
Ich quere die Straße per Ampel und habe kurz darauf grobes Kopfsteinpflaster unter den Schuhen. Bloss nix brechen hier! Hätte meine Wanderschuhe anziehen sollen. Ich passiere das Schloss, laufe links, gleich wieder rechts und folge einer dunklen Gasse. Die Häuser alt, Jugendstil, größtenteils restauriert. Ich komme an den ersten Bars und Kneipen vorbei und stehe dann schon bei den drei Brüdern. Die Häuser gehören zu den ältesten in Riga, sind aus unterschiedlichen Bauepochen. Haus 17 ist das älteste Steingebäude im Stadtgebiet, wurde im 15. Jahrhundert mit Merkmalen niederländischer Renaissance-Häuser errichtet. Die Fassade von Haus 19 wurde im Stil des Manierismus bauplastisch geschmückt, das Haus 21 erhielt einen barocken Giebel.
Alle Häuser wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Später wieder aufgebaut, heute hat die Denkmalschutzbehörde hier Büros und ein Museum lettischer Architektur ist untergebracht.
Nun aber weiter...St. James steht den 3 Brüdern gegenüber, ist aber kaum zu sehen. Nicht ausgeleuchtet. Scheint, die Kirche hat kein Geld für Strom. Weitere Restaurants und Kaffees liegen auf meinem Weg, sehen einladend aus...doch ich muss weiter. Will die Stadt sehen. Wenn ich jetzt irgendwo einkehre, dann ist vorbei mit filmen. Also weiter...durch dunkle Gasse, über Kopfsteinpflaster, an schönen Gebäuden vorbei. Gefällt bisher..
Am Ende einer verlassenen Gasse steht jemand. Starr und unbewegt. Ich pirsche mich aus der Dunkelheit kommend langsam an. Bloss nicht verscheuchen....ich spreche die Gestalt an. Sie rührt sich nicht. Antwortet nicht. Steht dort einfach schwarz und dunkel im Licht. Neben dem nationalen Kriegsmuseum. Doch ist hier außer mir und der Person niemand.
Als ich nah ran trete, stellt sich raus, ist kein Mensch. Ist ein Gespenst. Das steht hier seit 2015. Der Legende nach verkörpert es ein Mädchen, das wegen Unzucht hier lebendig in die Festungsmauer eingemauert wurde. Nachts kommt es raus, geistert durch die Straßen und bei Vollmond hört man es wimmern. Etwas gespenstig das Ganze. Weiter!
Das Schwedentor ist hier übrigens auch, ja, die Schweden hatten in Riga auch mal die Finger drin. So wie viele andere Länder auch. Deutschland, Russland, Napoleons Armee... Eine interessante Vergangenheit.
Ich mache mich auf den Weg zum Domplatz. Als ich den erreiche, groß und weitläufig, ist der Dom im Dunklen. Auch kein Geld für Licht. Schade. So treffe ich auf die schmalste Straße Rigas, laufe hindurch, streife jedoch nicht an den mit Graffiti beschmierten Wänden und komme auf einen weiteren, kleineren Platz. Dort biege ich links ab und laufe gen Freiheitsdenkmal. Immer geradeaus. Verlaufen schier nicht möglich. Links und rechts gehen immer wieder Gassen ab. Restaurants, Bars, Kneipen...schön hier. Gefällt mir bei Nacht. Tolle Stimmung. Nicht übermäßig viel los. Hatte mit mehr Menschen gerechnet. Hier wohnen immerhin so 600.000 Leute.
Wieder kommt irgendwann ein größerer Platz mit schön restaurierten Gebäuden, toll angestrahlt. Wie das alles wohl nach frisch gefallenem Schnee aussieht?
Zum Schluss kreuze ich noch eine breit Straße mit Tram Gleisen und bin an dem Denkmal. Knapp 43 m hoch steht es vor mir. 18.11.1935 wurde es enthüllt. 4 Jahre hatte der Bau gedauert. Auf einem Granitobelisken steht eine kupferne Frau, die über ihrem Kopf drei goldene Sterne trägt, ein Symbol der Einigkeit der drei lettischen Kulturregionen.
Ein Polizeiauto steht im angrenzenden Park und scheint die Statue zu bewachen. Tagsüber steht hier ein Soldat, die stündliche Wachablösung soll wohl sehenswert sein, hab ich gelesen.
Hier endet die Fußgängerzone und ich laufe, mit ein paar Schlenkern, die komplette Strecke zurück um zum Schwarzhäupterhaus zu gelangen. Das heisst wirklich so! Steht am Rathausplatz und ist praktisch ziemlich neu. Erstmalig urkundlich erwähnt 1334 wurde es im zweiten Weltkrieg komplett zerstört, 29. Juni 1941, Beschuss durch deutsche Truppen. Nur die Keller blieben erhalten. Zur 800 Jahrfeier Rigas wurde es komplett wiederaufgebaut (1993-1999) und steht nun in vollem Glanz hier am Rathausplatz, dem Rathaus gegenüber.
Ein Versammlungshaus der Bruderschaft der Schwarzhäupter, einer Vereinigung unverheirateter Kaufleute in den Hansestädten des Baltikums.
Gegen rund 7 Euro kommt man über Tag rein. Soll eine sehenswerte Silbersammlung enthalten.
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Und weiter, vorbei an der 123 m hohen Petrikirche, auf den Turm kann man über Tag gegen Geld hoch, geht es an einem Leichenwagen vorbei zu den Bremer Stadtmusikanten. Nein, ich bin nicht betrunken, ich veralber euch auch nicht! Schaut das Video...der Beweis sozusagen.
Die Bremer Stadtmusikanten finde ich hinter der Pretrikirche, habe sie jetzt um 22 Uhr für mich alleine. Wenig Licht, aber doch gut zu sehen. Esel, Hund, Katze, Huhn stehen hier rum und schauen symbolisch durch den eisernen Vorhang nach Westen. Das berühren der Nasen der Tiere soll Glück bringen.
Ja, das kenn ich vom Co-Pilot...er mag es nicht, aber hier und da brachte es schon Glück. Vor allem führ ihn...jedes mal wenn ich das mache, bekommt er nämlich Bamsemums.
Warum hier die Bremer rumstehen, fragt ihr euch? Riga ist die Partnerstadt von Bremen. Und Bremen schenkte Riga diese Skulptur. Schöne Geste!
Ich ziehe weiter, nochmal durch eine Dunkle Gasse, an Bars vorbei, drehe dann aber um und laufen zurück zum Rathausplatz und zum KaiWINplus.
Durchgefroren, 23 Uhr, platt für heute nach 3 Stunden und 4,3 km. Recherche, filmen, reden, navigieren, Wind...das ist anstrengender als ihr euch vorstellen könnt. Mit normalem touristischen schlendern, Stadt anschauen und genießen hat das wenig zu tun. Das ist Arbeit für mich. Nachtschicht sozusagen. Aber hat Spass gemacht. Coole Stadt bei Nacht.
Zurück im Van parke ich erstmal um, ein Stück die Straße runter, alles frei, rückwärts auf einen Parkplatz, linkes Hinterrad auf den Bordstein, so stehen wir top gerade. Perfekt. Hinter uns nur Wiese und Bäume, dann Promenade und der Fluss. Vor uns die Hauptverkehrsstraße. Jetzt aber ruhig. Ich werfe mir noch ein 3Bears Porridge ein (12% Rabatt Code KAI12).
Gegen 1 Uhr liege ich im Bett. Vorher aber nochmal vor die Tür, Parkuhr füttern bis 12 Uhr. 9,5 Euro kostet Friedrich das. Morgen, bei Tageslicht, will ich auch nochmal kurz durch die Stadt und in die Markthallen. Anstrengend so ein Städtebesuch.
Jetzt aber gute Nacht und bis später.
Viele Grüsse
Kai und Team "növordietürwillichnichtichsitzlieberimvan"
Donnerstag, 31.10.2024 RIGA bei Tag, Markthallen
Moin,
der Verkehr lässt mich bis rund 8 Uhr schlafen. Müde steh ich auf, Zeit haben wir bis 12 Uhr. Solange dürfen wir parken. Tee, Pocket Porridge, anziehen das nötigste erledigen und um 10 Uhr laufe ich los. Riga bei Tag.
Es fällt sofort auf...viel heller als letzte Nacht. Deutlich mehr Touristen unterwegs. Ganze Gruppen stehen im Weg als ich bei den 3 Brüdern vorbei komme wo ich letzte Nacht fast alleine stand. Zum Gespenst gehe ich nicht, das ist tagsüber sicherlich in der Mauer, zudem stoppt mich eine Art Kundgebung. Es gibt Gulaschsuppe und Brot und irgendwelche Reden. Keine Ahnung worum es geht, findet vor dem Parlament von Lettland statt. Einiges an Polizei vor Ort die leider nicht auskunftsfreudig sind, ich finde daher nicht raus, worum es hier geht. Ich ziehe weiter, laufe zum Domplatz, durch die schmalste Straße und zum Rathausplatz. Hm...also....so irgendwie...wenn man Riga bei Nacht gesehen hat, flasht es bei Tag nicht soooo sehr. Klar, schön ist es, aber bei Nacht ist die Stimmung mystischer, die Dunkelheit gibt der Stadt ihren Vibe. Alles sieht geheimnisvoller und verdeckter aus. Nacht ist für mich definitiv schöner!
Ich laufe zur hohen Kirche mit Turm der 123 m hoch ist, zu den Bremer Stadtmusikanten und von dort wieder Richtung Fluss. Will ja zu den Markthallen. Die erreiche ich Dank Google Maps Navigation auch problemlos. Nix wie rein.....kaum drin...ooookayyy...Fischhalle...selbst ein Blinder würde das am Geruch erkennen. Hui...und was da alle roh oder geräuchert rumliegt. Wow....genial. Weil ich filme, und dafür alle Hände benötige, ist kaufen nicht drin. Geht einfach nicht, ich kann nicht die Hände voll haben und dann noch filmen wollen. Und im Kamerarucksack will ich kein Zeug haben außer Bier.
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Ich beschränke mich also aufs filmen und schauen. Nicht übermäßig voll heute, auch nicht alle Stände besetzt. Das Angebot aber gewaltig. In den weiteren Hallen Futterstände, Milch- und Käseprodukte, Backwaren, Non Food Zeug. Ich kämpfe mich durch und stehe irgendwann auf der anderen Seite wieder in der frischen Luft. Wundere mich jedoch, dass ich kein Fleisch gefunden habe. Seltsam!
Hier draußen wird Gemüse und Obst verkauft. Wobei ich da häufig das Gefühl habe, dass ist Großmarktware...oder wo bekommen die jetzt noch Aubergine aus dem Garten her?
Ich laufe weiter und treffe auf eine weitere Halle. Schusswaffen nicht erlaubt...aha...na da bin ich ja froh, hab ich meinen Granatwerfer nicht dabei.
Als ich rein laufe...Fleisch...aha. Hier versteckt es sich also. Gestapelt hinter Glas gibts hier vermutlich alles was der Mensch so essen will. Ich hab keine Ahnung was da was ist und will es auch lieber nicht wissen. Manches erkenne ich an der Form, so eine Schweineschnautze ist ja schon markant, andere Dinge....uh....nee...die Fischhalle ist mir lieber. Hier beim Fleisch wird man ja fast zum Vegedingsbums.
Recht flott steh ich wieder draußen und richte mein Augenmerk zur Reinigung der Augen auf einen Hasen der an den Ohren aufgehängt ist. Er ist Violett und aus Plüsch. Bald schon wieder Ostern!
Es geht auf 12 Uhr zu, ich muss zurück zum Van. Die Parkuhr läuft ab. Cooler Markt, kann man sich durchaus anschauen. Und nun entlang des Flusses zurück. 20 Minuten später und durchgefroren bin ich am Van. 12:15 Uhr. Ein Parkplatzcop läuft hier schon rum. Ich mache uns fahrbereit, weiss aber noch nicht wohin...als plötzlich der Cop vor dem KaiWINplus auftaucht. Ich rufe ihm zu, dass wir sofort abfahren. Er macht eine Geste mit den Händen ich solle hinmachen....ja, ja...man...Schiebetür zu, Motor an, anschnallen beim Co-Pilot und Abfahrt. Nix wie weg hier.
Planlos fahren wir also in irgendeine Richtung davon...Diesel benötigen wir und einen Plan. Beides erfahrt ihr im nächsten Blog und Video. Denn hier ist nun erstmal Schluss für heute. Das war Riga, eine sehenswerte Stadt! Hat Spaß gemacht. Nachts mehr als über Tag.
Viele Grüsse
Kai und Team
GPS Koordinaten:
morgens: Riga
abends: ...keine Ahnung.
Unsere heutige Route: ca. 9 km zu Fuss
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Ulli Ulli (Sonntag, 10 November 2024 20:36)
Lieber Kai,
sehr schöne Fotos und sehr guter lustig geschriebene Blogs���
Ich weiß Deine Arbeit sehr zu schätzen und bewundere Deinen Eifer und Energie die Du immer aufbringst! Vielen, vielen lieben ❤️Dank dafür!!!
Freue mich über jeden Beitrag und jedes Video��
Alles Gute weiterhin auch für deine Bärenbande!
Liebe Grüße Ulli