#1033 Lettland - Versinke ich im Moor? Einsamkeit mit Tiergeräuschen

Dienstag, 29.10.2024 Frühsport Sprint und Langstreckenspaziergang, Kemeri Moor 

Schönen guten Morgen, 

na, seid ich auch wieder am Start!? Das ist schön und freut uns sehr! Danke, dass hier so zahlreich bei uns mitlest. 

Dann wollen wir mal....wir sind in Lettland, bei Mērsrags, die Ostsee ist 30 m hinter uns. Die Nacht war ruhig, gut geschlafen. 8 Uhr ist es als ich aufstehe. Heute ist nix mit trödeln oder arbeiten. Klar machen, vor die Tür und dann abfahren. 

Vor die Tür geht flott, vor ans Meer auch, der Weg ist ja kurz. Der Himmel mehrheitlich blau, die Sonne irgendwo noch tief im Osten. Frisch ist es, windstill. Die flache Bucht mit großen Steinen und 5 Schwänen versehen. Die Steine liegen so schön verteilt, als hätte sie da jemand hingelegt. Toller Start in einen Dienstag. Dann mal hoch in die Luft...Co-Pilot!!!!

Auch der ist schon wach, aber schaut noch etwas verpennt in die Landschaft. Egal...flieg! Er fliegt. Doch die Bäume überall machen es nicht einfach. Die Drohne ein gutes Stück weg, verliert der Controller den Kontakt zur Drohne. Und die will irgendwie daraufhin nicht automatisch zurück kommen. 

So drückt mir der Co-Pilot, mit den Achseln zuckend, den Controller in die Hand und macht eine mich verscheuchende Tatzenbewegung. Soll so viel heissen wie: LAUF! Geh näher an die Drohne ran! 

Super...jetzt kann ich wieder seinen Mist ausbügeln. Friedrich macht schon große Augen, fürchtet einen Verlust des Fluggeräts. Ich mache mich also auf den Weg, rennend. Dem Holzsteg, der feucht ist, in vollem Sprint folgend in Richtung anderem Strand. Das sind vielleicht 150 m. Nur gut sieht das niemand. Der würde sonst meinen, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank. 

Immerhin geht der Plan auf, als ich aus dem Wäldchen herausschieße und die ewige Bucht überblicke, über der auch irgendwo die Drohne schwirrt, bekommt der Controller wieder vollen Empfang und ich kann den Flug zu Ende führen. Muss aber gegen Ende nochmal rennen. Nämlich zurück zum Van wo die Drohne dann landet. Am Strand bei Sand landen...nee, sowas versuche ich zu vermeiden. Und mit der Hand fange ich das Gerät nicht. Das ist lebensgefährlich!

Alles verräumen, die Bärenbande platzieren und als wir gerade los wollen, kommt ein älterer Fahrradfahrer auf den Hof gefahren und winkt mir. Ich lasse das Fenster runter. So lerne ich Rolf   kennen.

Er kennt uns nicht, lebt seit 25 Jahren hier, war früher im Autohandel tätig, ein Lette konnte damals mal eine Rechnung nicht zahlen, gab ihm dann hier ein Grundstück als Ersatz für Geld. Dort wohnt Rolf nun. Vermutlich war das ein verdammt guter Deal. Heute ist diese Ecke Wochenendziel der Rigaer High Society. Im Sommer ist hier der Teufel los.

10 Minuten unterhalten wir uns, dann radelt er weiter und ich lasse den Motor an. 50 km die Küste runter zu einem Moorgebeie. Auf gehts. Wir haben etwas Zeitdruck, das Wette soll am Nachmittag schlechter werden. 

Stimmung im Cockpit gut, die Sonne scheint, alle Systeme funktionieren, wir fühlen uns weiterhin pudelwohl im KaiWINplus von Melzer Reisemobile aka Autohaus Melzer in Jestetten. Der Pössl 2Win Plus RS st ein ausgereifter Van. Fährt sich ruhig und alles macht was es soll. Top!

Nach ner Stunde Fahrt, mehrheitlich durch Wald, biegen wir von der A10 ab und fahren an einem Waldfriedhof vorbei. Erst noch etwas Asphalt, dann Schotter. Immer weiter in den Wald. Bis ein großer Parkplatz das Ende ankündigt. Ab hier zu Fuss. Ķemeri Moor erreicht! Vorläufiges Ende. 

Schnell noch ein Pocket Porridge einwerfen und los. Bewaffnet mit Kameras und Rucksack latsche ich los auf die 5 km Runde durchs Moor. Der Parkplatz jetzt im Herbst kostenfrei, für unter der Woche stehen so 10 PKW rum. Im Jahr latschen hier bis zu 100.000 Besucher durchs Moor. Wieder will ich mir nicht vorstellen, was da im Sommer los ist. Jetzt...praktisch nix. Dennoch steht hier ein Imbisswagen mit Kaffe und Kuchen. 

800 m laufe ich durch Wald, dann beginnt ein Steg und führt mich nun auf längs verlegten Brettern immer tiefer in das Moor. Es gibt eine große und eine kleine Runde. Ich laufe die große Runde. Das Wetter weiterhin gut, wenn auch etwas diesiger und wolkiger. 

Der Weg gut in Schuss, das Moor echt moorig. Überall steht Wasser, je weiter ich reinlaufe, desto mehr Tümpel treten auf. Die Bäume werden kleiner und spärlicher. Wow...windstill....die kleinen Tümpel spiegeln herrlich die Landschaft. Grandios! Das ein Moor so faszinierend sein kann, hätte ich nicht gedacht. Allerdings gilt die Konzentration beim Laufen den Brettern die hier nicht die Welt bedeuten, aber mich vor nassen Füßen schützen. Hier und da ist eins morsch, defekt oder fehlt. Auch Kurven und Unebenheiten gibts. Wie ein Hansguckindiluft hier durchs Moor laufen ist nicht, dann bricht man sich den Fuss oder kommt vom Holzweg ab.

Nach 2,4 Kilometern ein Aussichtsturm. Vielleicht 6 m hoch und von oben mir herrlichen Blick über das Moor. Das Wetter noch immer gut, länger als vorausgesagt sonnig. Die Seen spiegeln weiterhin besser als jeder echte Spiegel. Grandiose Landschaft von hier oben. Aber auch gut was los. Ich muss mir den Turm mit 5 anderen Teilen. Und das an einem Dienstag Nachmittag.

Nach vielen Fotos und Videos laufe ich weiter, noch 2,5 km bis zum Parkplatz. Die dauern etwas länger, denn an einem kleinen Tümpel setze ich mich auf einer der vielen Bänke hier und genieße einfach mal kurz ein wenig. Nebenher läuft eine kurze Timelaps, die die spiegelnden Wolken im See hoffentlich auffängt. 

Nach 15 Minuten rumsitzen und PayPal und YouTube Kommentare beantworten, bringe ich die letzten Meter auch noch rum und komme wohlbehalten und ohne nasse Füsse wieder am Van an. Schön wars, tolle Spazierrunde. Empfehlung. 

Im Van nun erstmal eine Stärkung bevor es weiter geht. Nächtigen wollen wir hier nicht. Dafür hab ich vorhin am See einen schöneren und ruhigeren Platz gefunden bei Park4Night. Quasi auf der anderen Seite des Moores. Schauen wir mal, ob der Spot was kann. Motor an und los. 

Zurück zur Hauptstraße, links, einige Kilometer folgen, wieder links...Schotter zweispurig, irgendwann wieder links, Schotter einspurig. Und Nachdem wir dann noch über einen Bauernhof fahren wird der Weg noch schmaler und führt uns immer weiter weg von allem. Wald und Wiese begleiten uns noch, irgendwann stehen Rinder und Pferde auf den eingezäunten Wiesen und nochmal zig Kilometer später ein Parkplatz mit Aussichtsturm. Unser Spot für die Nacht. Niemand hier, die Sonne scheint. Parken und schnell noch die Wattstunde Solartasche vor die Tür. 44 Watt bringt die bei tief stehender Sonne noch. Jedes Watt zählt für die EcoFlow. 

Hinter uns eine riesige Wiese mit hunderten Pferden und Rindern. Es muht und wiehert vor sich in. Auch Vögel könnte man hier vom Aussichtsturm beobachten. Doch sind die schon lange ausgeflogen und nun da, wo es wärmer ist. 

Ich setze mich in den Van, die Sonne scheint rein, draußen tanzen die Mücken im Licht und so arbeite ich noch etwas, der Co-Pilot lässt noch die Drohne in die Luft, diesmal ohne Sprinteinlage meinerseits. Als die Sonne verschwindet, hole ich das Solarpanel rein und arbeite weiter. Nebenher überlege ich, wie es morgen weiter gehen soll. Riga? 

So richtig Lust verspüre ich noch nicht auf Großstadt, aber vielleicht ändert sich das ja noch bis morgen. Einkaufen sollten wir auf jeden Fall morgen. Milch ist fast alle. 

Gegen später stehe ich noch 45 Minuten in der Küche, koche Knödel und Geschnetzeltes mit Whisky Soße. Ein Gedicht. Könnte ich jeden Tag essen. Die Soße gelingt mir mal wieder perfekt. Und da noch was übrig bleibt, darf ich mich auch schon auf morgen freuen was das Essen angeht. 

Der Abend verrinnt schnell wie immer. Ich arbeite, draußen herrscht Ruhe. Keiner kommt, niemand fährt vorbei. Kein fremdes Licht, es ist stockdunkel draußen. 

Um 1 Uhr wird es auch bei uns stockdunkel. Zeit die Augen zu schließen und ins Bett zu gehen. So schnappe ich mir meine Bande und lege uns ins Heck. Lieblingsort erreicht. Schlafen und morgen...naja...nix mehr mit Sonne. 

Gute Nacht und bis morgen. Viele Grüsse

Kai und Team

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Blog vom Vortag, abends

abends: 56.829876, 23.400900

Unsere heutige Route: ca. 80 km