Montag 21.10.2024 Tote Düne, Holzgestalten, Nieselregen, weicher Sand und ein lange Mole
Schönen guten Morgen,
gut geschlafen auf der Kurischen Nehrung und unserem einsamen Parkplatz. Alles ruhig drinnen wie draußen. Um 9 Uhr aufstehen, klar machen für den Tag, arbeiten und gegen 11 Uhr Motor an. Soweit alles wie immer.
Wir fahren 10 km zur Toten Düne. War ich gestern schon kurz zum Drohne fliegen, heute will ich auf die Düne drauf. Vermutlich alleine, Co-Pilot und Friedrich sehen etwas zerknautscht aus vom entspannten Wochenende. Man merkt, dass so langsam der Winterschlaf sich anschleicht. Sie werden gar nicht mehr so richtig wach. Eigentlich müssten sie ja jetzt so langsam mal Lachse fangen gehen...aber bisher haben sie keinen Drang danach. Gut, der Co-Pilot hat eigentlich auch genug auf der Watte. Friedrich...ja...der könnte noch ein wenig mehr Watte vertragen.
Nach kurzer Fahrt, wir sind auf der Hauptstraße, zuckt der Co-Pilot und deutet nach rechts. Ja, da ist ein Weg. Waldweg. Kein Verbotsschild. Er will da wohl lang....und auch dabei noch Drohne fliegen. Co-Pi, da sind ganz viele Bäume...das ist echt heikel. Ihm egal, er will fliegen. Gut, wenn er schonmal wach ist, bereite ich alles vor, und los. Friedrich bereitet schonmal die Klageschrift vor, für den Fall, dass hier jemand die Drohne kaputt macht. Und ich bin mir sicher, er findet dann einen Weg, es mir in die Schuhe zu schieben. Co-Pilot ist ja sein Verbündeter, dem wattet er nicht ans Bein. Naja...egal...es passiert zum Glück nix. Co-Pi fliegt wie ein Pro!
Der Weg Waldweg bringt uns irgendwann wieder auf eine Asphaltstraße, wir verlassen den dichten Wald und fahren zurück auf die Hauptstraße. Wir sind hier soeben einen Umweg gefahren aus Lust und Laune...und Friedrich nervt nicht rum wegen des unnötigem Dieselverbrauchs. Das auch nur, weil der Co-Pi es so wollte. Bärenbande halt! Watte ist dicker als Blut.
Kurz nach diesem Abstecher erreichen wir den kleinen Parkplatz an der Toten Düne. Im Sommer kostet parken und Zugang zur Düne. 5 Euro zahlt man um dort hinlaufen zu dürfen. Heute...alles for free. Ich mag Nachsaison.
Schuhe an, Kameras und los. Der Parkplatz mehrheitlich frei. Ich laufe komplett alleine zur Düne. Erst über einen normalen Weg, dann über Bretter und irgendwann ordentlich bergauf. Die Düne 50 m hoch. Es geht ohne Kurven direkt hoch auf den Berg.
Das Wetter heute leider grau, wenig einladend und windig. Dennoch, je höher ich komme, desto mehr lohnt auch der Blick nach hinten. Wald, Strand, Ostsee. Schön hier!
Als ich denke ich bin oben, bin ich es nicht. Verdammt...der Holzsteg endet...ab jetzt auf Sand. Uff...und weiter bergan. Immerhin der Sand recht fest, ich sacke nicht all zu tief ein. Schön hier oben, lohnt sich hoch zu tigern.
Nach weiteren Höhenmetern auf Sand stehe ich ganz oben. Die Düne hat über die Jahre 5-6 Dörfer verschüttet. Wandert nun nicht mehr. Dank der Anpflanzung von Bewuchs, fliegt kaum noch Sand. Nur oben stehen noch Sandfänger. Und am Ende steh ich vor einer hölzernen, kleinen Brücke. Grandioser Blick über das Haff, die Düne und die Landzunge. Hammer...und danke auch für den Nieselregen. Der macht es doch gleich noch schöner und realer!
Lange bleibe ich nicht, drehe um, laufe im leichten Niesel zurück zum Van. Wärme mich dort erstmal wieder auf und überlege wie weiter. Dabei sehe ich einen Biker der an seinem Vorderrad rummacht. Hat wohl zu wenig Luft. So trete ich vor die Tür, sage hallte, er spricht Englisch und ich biete meinen Kompressor an. Den nimmt er gerne und so pumpen wir ihm mal kurz 2 Bar in den Reifen.
Währenddessen kommen wir noch etwas ins Gespräch. Er hat hier ne Wohnung, seine Frau hat sich beim tanzen die Achillesferse kaputt gemacht, läuft nun an Krücken, er arbeitet von hier, wohnt aber eigentlich in Vilnius. 5-jährige Tochter und er haben gestern Abend ne Eule gefangen mit nem Netz und sie beringt. Knaller!
Mit vollem Reifen zieht er dann von dannen! Wir auch! Der Nieselregen ist erstmal durch. Also los zum nächsten Spot: Holz Hexen und Dämonen!
In Juodkrante, 10 km Fahrt, stoppe ich erst auf dem falschen, dann auf dem richtigen Parkplatz. Schnappe meine Kamera, ermahne Co-Plot und Friedrich, keinen Scheiss zu machen und laufe in den Wald. Es gibt hier einen Rundweg der sich mit Holzskulpturen befasst. 80 Stück. Im Wald. Am Wegesrand. Erstmal bergauf, dann eben und wieder runter zum Parkplatz. Imposante! Tolle Schnitzarbeit, immer wieder Mülleimer und Sitzgelegenheiten. Toll gemacht und auch ein klein wenig unheimlich. Die Gestalten stammen aus Sagen der Litauer. Mir sagen sie nix, ich reime mir im Video einfach ein paar lustige oder abstruse Dinge zusammen. Propeller Liesel, Kartenspiel mit Hexe und Teufel, einer hat Angst, dass ihm was auf den Kopf fällt, zwei Schleppen ne Bank wobei der hintere schier stirbt usw. Nebenbei verlaufe ich mich trotz mapy.cz Navigation. Zum Glück merke ich es nach 50 m. Somit nicht all zu viel unnötig verbrannter Treibstoff in mir.
Nach einer Stunde bin ich vom Hexen und Dämonen Hügel wieder runter. Cool wars. Lohnt einen Stopp! Und da es hier ein öffentliches WC gibt, entsorge ich noch schnell BioToi Urin. Dann hab ich wieder einige Tage Ruhe. Perfekt!
Und wir sind noch nicht fertig für heute: Next Stop:
Bunker! Fahrtrichtung Fährhafen, denn wir wollen heute noch runter von der Halbinsel.
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So fahren wir gen Bunker doch schon bald herrscht Ernüchterung. Die Zufahrt ist per Schranke geschlossen. Keine Chance. Noch nicht mal ne gescheite Parkmöglichkeit gibts hier an der Schranke. Auch kommt nix. Somit der Bunker gestorben.
Eine Alternative ist schnell gefunden. Wir fahren an den Strand, passieren die Zahlstelle wo wir gestern unsere Straßengebühr von 20 Euro entrichtet haben und am Kreisel wo es rechts zum Hafen geht, fahren wir links. Zum Strandparkplatz.
Erst überlege ich, noch schnell was zu essen, doch sitzt mir mal wieder die Dunkelheit im Nacken. Also Jacke an, Kameras und los. Bei Nieselregen, per Treppen über die Dünen und dann...wow...Alter...was ein geiler, grauer, nieselregnerischer Strand. Hammer! Die Ostsee wild, der Wind ordentlich. Bei schönem Wetter wäre schöner, doch da kann das ja jeder.
Ich laufe vor ans Wasser, Fuß reinhalten verkneife ich mir. Steh in Nieselregen und Wind, drehe um und laufe zurück über die Dünen zum Van.
Dort angekommen...Essen und aufwärmen. Wird langsam wohl Zeit für die Winterjacke, Mütze und Handschuhe. Der kalte Nordwind killt mich.
Draußen wird es langsam dunkel und bevor es stockdunkel wird, packt es mich nochmal. Wie sieht eigentlich das Ende der Landspitze aus? Die ist praktisch nur 4 km von uns entfernt....Motor an, hinfahren. Bis zum Delfinarium easy, dann daran vorbei und zack...Sand-Dirty Road. Festgefahren, kein Fahrverbotsschild...also weiter!
Irgendwann kommt ein kleiner Parkplatz mit Mülltonne und Dixiklo. Der Weg führt aber noch weiter, 20 m über weicheren Sand dann kommt die Mole. Also durch den Sand und auf die Mole. Noch immer kein Fahrverbotsschild. Ich kann es schier nicht glauben. Man könnte hier noch die ganze Mole weiter fahren. Sogar theoretisch auf den Strand. Doch bleibe ich vernünftig. Drehen dürfte schwierig sein, so viel Platz ist nicht. Zudem wird es dunkel, nachher bei schwarzer Nacht hier rückwärts durch den Sand, keine Gute Idee. Mach ich jetzt und parke mich mit etwas Abstand neben das Klo. Super Plan.
Motor an, rückwärts, irgendwann tut sich der KaiWINplus plötzlich schwer. Der Untergrund gibt nach. Wir werden langsamer, bleiben fast stehen. Ich gebe mehr Gas, was ist denn da los? Mit Müh und Not kommen wir aus dem weichen Sand rückwärts wieder raus und stehen dann wieder auf festem Untergrund in der Parkbucht. Vor uns tiefe Spuren im weichen Sand.
So seh ich auch, was falsch lief. Ich bin zu weit rechts gefahren. Deutlich zu weit und voll in den weichen Sand gekommen. Das hätte böse enden können. Hier stecken bleiben, ohne Sandbleche...das wäre lustig geworden. Einzig ein Fischer steht noch an der Mole, hat aber von allem gefühlt nix mitbekommen.
Naja, alles nochmal gut gegangen. Und wenn wir hier jetzt schonmal sind, will ich die Mole auch bis zum Ende laufen. Am allerletzten Ende der 100 km Halbinsel sollte man ja schon mal stehen, wenn man schon hier ist, oder? Also los!
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So laufen die Kamera und ich über die Mole raus ins Meer. So fühlt es sich zumindest an. Links die raue Ostsee, rechts der ruhige Abfluss des Haffs. Wiedermal bin ich völlig alleine. Die Mole schütze die Einfahrt ins Haff vor Wellen. Denn hier fahren Container und Fährschiffe nach Kiel, Travemünde und Karlshamn in Schweden. Ich laufe und laufe, die Mole 1 km lang. Links tobt die wilde Ostsee weiter. Da wirds einem schon etwas mulmig, zumal es immer dunkler wird. Rechts von mir noch ein Arbeitsschiff das in Zeitlupe die Mole mit Steinen befestigt.
Ich laufe und laufe und frag mich, ob ich hier überhaupt wirklich laufen darf. Doch als zwei Aussichtsspots in Sicht kommen, ist immerhin diese Frage geklärt. Sie würden die Dinger ja nicht bauen, wenn man hier nicht lang dürfte.
Irgendwann, fast dunkel, erreiche ich einen massiven Zaun. Hier ist Schluss. Neben mir liegen riesige Steine, einige sogar einbetoniert in die Mole. Das gesamte Bauwerk ist befestigt, als müsste es den dritten Weltkrieg aushalten. Riesige Dreibeinige Beton-Pylone und Felsen mit gewaltigen Ausmaßen. Wahnsinn!
Schnell ein paar Fotos und dann zurück. Dunkel mittlerweile. Und ein wenig unheimlich mit der unruhigen Ostsee neben mir.
Zurück am Van steht der Fischer noch immer am Wasser, ich steige in den KaiWINplus und stelle die Heizung höher. Kalt mit dem Wind. Zeit für Abendessen.....ah....erst noch etwas arbeiten.
Das Abendessen findet irgendwann gegen 21 Uhr statt. Suppe von gestern mit Nudeln und zwei Maultaschen die noch über waren. Danach noch n Eis als Nachtisch. Läuft!
Um 1 Uhr klappe ich den Laptop zu. Uff...langer Tag und Feierabend. Ab ins Bett mit uns, war ein langer Montag. Ja, und wie ihr merkt, wir haben die Halbinsel nicht verlassen. Die Entscheidung zu bleiben, fiel nach dem Strandbesuch. Schön hier...warum flüchten. Ich hoffe, das Fährticket ist morgen auch noch gültig. Auf ihm steht geschrieben: Rückfahrt am nächsten Tag...wir fahren nun aber am übernächsten Tag zurück. Macht das einen Unterschied? Finden wir es raus...morgen. Friedrich macht das zwar etwas unruhig, ich beruhige ihn und meine: wenn wir mehr zahlen müssen, bleiben wir einfach hier und fahren via Russland zurück, ohne Fähre. Das haut ihn schier aus dem Fell!
Jetzt aber gute Nacht und bis morgen. Schön seid ihr alle so fleissig mit uns unterwegs. Lieben Dank für eure Treue. Ich hoffe ihr könnt noch und habt noch Spaß an unserer Reise.
Liebe Grüsse
Kai und Team
GPS Koordinaten:
morgens: siehe Blog vom Vortag abends
abends: 55.721449, 21.095965
Unsere heutige Route: ca. 60 km
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Ursula (Mittwoch, 30 Oktober 2024 17:56)
Hallo Kai und Bären andere,
Vielen Dank für Eure täglichen Videos und den Blog. Ihr zeigt mir Länder und Dinge, die ich wahrscheinlich selbst nie mit eigenen Augen sehen werde. Polen ist noch eine Option und greifbar aber nach Litauen werde ich wohl nie kommen.
Vielen Dank... und ja, ich reise gerne weiter mit.
Grüße aus München
Ursula