#1015 Polen - Oberländer Kanal & Marienburg

07/08.10.2024 Kanal mit schiefen Ebenen

        

Hallo zusammen, 

 

willkommen zurück! Direkte Fortsetzung vom letzen Blog. Ich habe mir die Wolfsschanze angeschaut, die Jungs aus dem Bett gezogen und nun sitzen wir auf dem Kutschbock und reiten los. Mittlerweile 15 Uhr, noch 3 Stunden Tageslicht bleiben uns. Das Ziel von hier: der Oberländer Kanal. 

Rund 100 km legen wir über flaches Land zurück. Wenig Kurven, viel geradeaus und der Donnerstagsmordclub Band 4 in den Ohren. 

 

Gegen 17 Uhr erreiche ich den vierten Berg des Oberlandkanals, der das Inland mit der Ostsee verbindet. Knapp 100 km ist er Kanal lang, doch so richtig interessant sind 10 km. Genau die 10 km, die auf dieser Strecke 100 Höhenmeter überwinden. Im 19. Jahrhundert eine echte Herausforderung an die Kanalbauer. Um die 30 traditionellen Schleusen hätte es benötigt, um diese Höhendifferenz zu überwinden. Undenkbar und viel zu teuer. Doch brauchte man den Kanal um Waren und Holz schneller und günstiger vom Innland nach Danzig und die Ostsee zu bekommen. Was also tun?

 

Schlaue Ingenieure dachten sich: wir bauen einfach schräge Ebenen. Fünf Stück an der Zahl und ziehen so die Boote aus dem Wasser, über die schiefe Ebene den Berg hoch und wenn sie oben sind, schippern sie wieder auf Wasser durch den nächsten Kanalabschnitt und zum nächsten Berg, wo sie wieder auf Wagen gesetzt werden und den Berg hoch oder runtergezogen werden. 

 

Da das System schlüssig und bezahlbar war, wurde es umgesetzt. Auf 10 km konnten so 100 Höhenmeter überwunden werden. Keine Schleusen, einfach nur Berge, Drahtseile, Umlenkrollen und ein Wasserrad mit Untersetzungsgetriebe, dass dafür sorgte, dass die Boote den Berg hochgezogen werden konnten. Auf breiten Gleisen. 

Nicht gebaut für riesige Kähne, sondern eher für kleine Boote. 

 

Das heute bei tatsächlich Sonnenlicht zu betrachten, ist schon eindrücklich. Respekt vor der Leistung, dass so zu entwickeln und umzusetzen in den 1860er Jahren. Der Berg hier bei mir, der vorletzte vor der Ostsee, ist über 500 m Lang und überwindet ca. 25 Höhenmeter. 

 




Die Steigung/Gefälle ordentlich und noch heute funktioniert die Anlage wie damals. Allerdings nur im Sommer. Ab Ende September ist hier Schluss. Auch werden heute nur noch Touristenboote über die Berge gezogen. 

 

Waren und Güter werden so schon lange nicht mehr verschickt, denn als später die Eisenbahn gebaut wurde, ging das Frachtvolumen auf dem Kanal ruckzuck in die Knie und die Bahn, schneller und günstiger, übernahm die Funktion des Warentransports. 

 

Am Kanal kann man übrigens wunderbar mit Mountainbike oder offroad eScooter entlang düsen. Wiedermal bereue ich es, meinen eScooter nicht dabei zu haben. Damit könnte ich locker die 10 km kurz abfahren. So aber eher nicht. Ich belasse es daher beim Besuch dieses einen Berges. Zumal, als ich hier fertig bin und die Drohne noch schnell in die Luft lasse, die Sonne verschwindet und der Tag so langsam in die Nacht über geht. 

 

Somit ein schneller Flug mit der DJI Mavic 3 Pro bevor es im Anschluss für uns weiter geht. Wir könnten hier nächtigen, doch liegt der Parkplatz an einer gut befahrenen Straße und dazu an einer Brücke mit zwei Fugen. Die Geräuschkulisse will ich nicht haben. Daher: Motor an und weiter. Wohin?

 

Ich hätte ja Bock auf Meer. Ostsee! Doch das wären jetzt nochmal 100 km Landstraße. Zu viel für heute. Ausserdem würden wir so Marienburg verpassen. Da müssen wir aber noch hin, wenn wir ohnehin schon hier in der Ecke sind. Also...ab nach Marienburg. Auf Park4Night finde ich einen geeigneten Schlafplatz an der Nogat, rund 5 km weg von der Marienburg. 50 km bis dort. Die fahren wir jetzt mal noch schnell. 

 

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Das Licht schwindet indess immer mehr und als wir in Marienburg ankommen, glimmt nur noch ein wenig letztes Tageslicht am Himmel. Mit einmal verfahren treffe ich die Zufahrtsstraße zum Schlafplatz, freigegeben für 3,5 Tonnen Fahrzeuge. Es geht bergab, runter an die Nogat. Irgendwie bekomme ich jetzt Lust auf Ritter Sport Nugat. Weiss auch nicht warum.

 

Die Zufahrt zum Parkplatz ist schmal. Die Randsteine stehen eng. Da ich nicht richtig aushole, schabt mein linkes Hinterrad am Randstein entlang. Ups....fahren und filmen...nicht immer klappt das komplikationslos. 

 

Und da es schon dunkel ist, gibt es nur kurz ein paar Aufnahmen vor der Tür. Den Rest schauen wir uns morgen bei Licht an. 

 

Zudem...Hunger...Essen aufwärmen von gestern, die letzten polnischen Dumplings rein und 15 Minuten später esse ich. Noch leckerer als gestern. Wie gut die Reste wohl dann morgen sind?

 

Draußen ist alles ruhig. Hier und da ein Fahrradfahrer, Jogger oder Gassigeher auf dem Fussweg. Aber ansonsten haben wir unsere Ruhe und stehen hier alleine. 

 

Um Mitternacht mache ich Feierabend, klappe das Mac Book zu und schleppe Co-Pilot und Friedrich in Bett. Für heute ist hier Schicht im Schacht. Wir sehen uns morgen wieder.

 

Gute Nacht und bis dann. 

Kai und Team

 

 

 

08.10.2024 Marienburg

 

Moin liebe Leute,

 

auch schon wach? Und fit? Schnell los wie gestern oder eher relaxt? Ich nehm es heut lieber relaxt. 8 Uhr wach. Kurz darauf am Rechner. So richtig Bock hab ich heut nicht auf Burg und frage mich, ob ich da überhaupt hin soll. 

Immerhin das Wetter heute prima. Blauer Himmel und Sonne. Wow! Also nehme ich meine Kamera und setze mich raus an eine Tischgarnitur. Merke dabei: kalter Wind. Nicht so warm wie ich dachte. Kurz ein paar Aufnahmen, dann wieder in den Van. Zwei Spiegeleier und etwas Arbeit später ist es gegen 11 Uhr und wir können los. Co-Pi, Frieder!!! Auf gehts!

 

Duch die schmale Parkplatzzufahrt wieder raus, berghoch, durchs Wohngebiet über rumpelige Straße und kurz drauf sind wir Downtown. Sind ja auch nur rund 5 km zu fahren. Mit Fahrrad oder eScooter hätte ich den Van hier stehengelassen. Der Parkplatz Videoüberwacht, was soll da also passieren. 

 

So aber parke ich nach einem kleinen Umweg den Van nah an der Marienburg auf einem Bezahlparkplatz. Der ist praktisch leer. Nix los hier. Wäre ich hier heute morgen um 9 Uhr gewesen, hätte ich die Burg wohl wieder für mich alleine gehabt. Tja....

 

Ich schnappe meine Kamera und laufe los. Ab zum Ticket Office. Kurz anstehen und zack, zahlen mit Kreditkarte, 80 PLN wechseln den Besitzer. Ich bekomme eine Eintrittskarte und an anderer Stelle einen Audioguide. Audioguides sind die neuen Touristenführer. Erklären alles, erkennen wo man sich befindet, geben Hinweis wo man als nächstes lang muss. Echt praktisch und man kann dennoch in eigener Geschwindigkeit laufen, genießen, pausieren oder ausruhen. Echt cool. 

 

Beim Audioguid Fähnchen an der Burgmauer geht es los. Go! Als erstes erfahre ich: Der Burggraben war früher mit Wasser gefüllt, und ich stehe hier vor der größten Backsteinburg der Welt. Wow! Die ist tatsächlich komplett aus rotem Backstein, naja...bis auf die Wunden, die während des zweiten Weltkriegs entstanden, da wurde dann auch mit Beton gearbeitet bei der Reparatur. Denn nach dem Krieg, sah die Burg übel zugerichtet aus. 

 

Ich laufe entlang des Burggrabens, folge den Anweisungen des Audiogudes. Wir verstehen uns gut. Er spricht Deutsch, ich versteh alles prima. Dann mal rein in die Burg. 

 

Die nächsten 2 Stunden tauche ich ab. Im 13 Jahrhundert gebaut, danach immer wieder verbessert und erweitert und stärker befestigt. 600 Jahre stand sie hier, uneingenommen. Erst der zweite Weltkrieg zerdepperte sie ordentlich. 

 

Die Tour startet im Lazaret, geht durch die Privat und Partyräume der herrschaftlichen Herren. Der König residierte hier wie auch der Deutschorden mit 40 Ordensbrüdern und Rittern und was auch sonst noch so. 

 

Riesige Säle, Heizungssysteme, private Toiletten für den Küchenchef und den König. Der Rest teilte sich die WCs. Ich komme beim Friedrich der Burg, dem Schatzmeister, vorbei, sehe riesige Küchen und noch mehr Räume, Kapellen und Kirchen. Alles in top Zustand. Weitläufig und riesig. Selbst über Bernstein lerne ich noch was. Der Deutschorden überfiel deswegen Danzig und machte es platt um an die Küstenregion zu kommen und die Bernsteinvorkommen einzukassieren. 

 

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Mittlerweile bin ich auch froh, nicht gekniffen zu haben und die Burg angeschaut zu haben. Lohnt sich absolut. Es ist auch nicht übermäßig voll heute. Angenehm so durch die Anlage zu stromern. Macht Spaß.

Der Audioguid versorgt mich mit Infos. Manche sind spannend und interessant, andere gehen zu sehr ins Detail um sie im Video wiederzugeben. Aber dennoch...kurzweilig das Ganze.

 

Alle wichtigen Infos zu Farben, Toiletten, Räumlichkeiten findet ihr im Video. Das jetzt hier auch nochmal alles niederzuschreiben, würde den Rahmen sprengen. Ich will ja gleich noch an den Strand!

 

Nachdem ich mir auch noch die kleine Mühle angeschaut habe, strande ich bei Sonnenschein im Rosengarten der Burg. Windgeschützt, sonnig, alleine...und eine Sitzgarnitur. Ich glaub...hier bleib ich. 

 

So nehme ich Platz, halte mein Gesicht in die Sonne und denke mir so: ich bleib jetzt hier einfach sitzen. Es ist wunderschön und warm hier. Somit....Pause....

 

Ja, und ob ich hier jemals wieder weg komme oder nun auch zum Burginventar werde, das lest und seht ihr im nächsten Video und Blogbeitrag. Seid gespannt....und eigentlich wollen wir ja heute auch noch ans Meer. Die Ostsee ruft! Ob wir das alles noch voreinander kriegen?

 

Bis zum nächsten Video/Blog und viele Grüsse

Kai und Team

 

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: Marienburg, 54.016549, 19.006302

abends: noch unbekannt

 

Unsere heutige Route: ca. 200 km

 

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