#1014 Polen - Wolfsschanze, Führerhauptquartier

07.10.2024 Bunker Run - mit Hitler und Stauffenberg am Kartentisch

Schönen guten Morgen, 

der Wecker klingelt. Es ist 7 Uhr. Draußen alles ruhig und grau. Wie gestern also. Das Wetter kommt auf unserer Tour einfach nicht in die Puschen. Dauergrau nun seit Tagen. Aber heute auch egal. Ich gehe mir Bunker Anlagen anschauen. 

Friedrich und Co-Pilot winken ab, bleiben lieber im Bett liegen. Viel zu früh für die beiden. Und auf Bunker haben sie keine Lust. Zu dunkel, zu feucht, nicht gut für den Pelz. Na dann...

Ich stehe auf, trink nen Tee und steh um kurz vor 8 Uhr vor der Tür. Um 8 Uhr öffnet die Anlage. Und ich brauch ja noch n Ticket. Nicht, dass es mir geht wie in Auschwitz...45 Minuten anstehen und dann nochmal 30 Minuten warten. So nicht heute!

Ich laufe am Toiletten- und Duschhaus vorbei, im Souvenir Shop brennt schon Licht, es ist also schon Leben unterwegs. Ausser mir ist jedoch noch kein Mensch zu sehen. Stehen die schon alle an? Oh man....

Doch weit gefehlt. Niemand steht irgendwo. Tickets gibts hier auf dem Gelände keine zu kaufen. Wer auf dem Gelände ist, kann direkt zu den ganzen Bunkern laufen. Na dann, auf gehts!

Was ich in den nächsten zwei Stunden zu sehen bekomme in diesem Wald, ist unfassbar mal wieder. Was die Deutschen hier an Beton verbaut haben, mehr Beton als Wald! Krass. Anfangs waren viele Gebäude nur aus Backstein und Holz. Erst gegen 1943/1944 ummantelte man sie mit bis zu 7 m dickem Stahlbeton. Selbst Flagtürme zur Flugabwehr wurden aufgestellt. Wege wurden mit Tarnnetzen überspannt, Fahrzeuge abgedeckt. 

Die wichtigsten Nazi Herren hatten hier ihre eigenen Bunker. Hitler wurde hier ebenfalls ein eigener Bunker gebaut, er wohnte jedoch nur 12 Tage darin. Zog von hier in seinen Bunker unter dem Reichstag 1944. 

Die Bunker sind imposant und größtenteils gesprengt und am zerfallen. Wände stehen schräg, Decken sind eingestürzt. Nur in wenige der Gebäude kann ich noch etwas auf geführten Gängen reingehen. Alles andere ist nur von außen zu sehen. 

Ein großes Löschbecken für das Löschen eventueller Brände, das Kasino in dem gespeist wurde und das Teehaus, in dem sich die Anwohner hier abends ab und an auf einen Schwatz tragen. Doch schwatze wohl hauptsächlich Hitler und langweilte seine Gäste und Kollegen mit ewigen Monologen. 

Zwei Dinge auf der ganzen Anlage sind sicherlich das Highlight: Der Nachbau des Kartentischs hier in der Wolfsschanze wo Graf von Stauffenberg das Attentat auf Hitler durchführte. 

Er flog für ein Meeting aus Berlin an. Mit im Gepäck: zwei Bomben. Nur eine konnte er vor Ort scharf machen. Platzierte sie unter den Kartentisch, verließ unter dem Vorwand eines wichtigen Telefonats den Raum und flog zurück nach Berlin. 

Die Bombe explodierte, riß mehrere Menschen in den Tod. Hitler leider nicht. Er wurde nur leicht verletzt. Jemand hatte die Bombe noch etwas umplatziert, am Ende rettete ein Holztisch das Leben Hitlers. Ein vedammter, scheiss Holztisch!!! Unfassbar! 

Doch dies war nicht der einzige Anschlag, auch andere werden hier aufgezeigt und alle schlugen fehl. Mal wurde ein falscher Zug gesprengt, mal funktionierte 1938 der Zünder einer Bombe im Flugzeug nicht. Es ist unfassbar was für ein verdammtes Glück Hitler hatte. 

Nach dem Stauffenberg Attentat wurden rund 50 Oberste und Leute aus niedrigeren Hierarchiestufen vor Gericht gestellt oder direkt getötet. Manche begannen direkt Selbstmord. Eine Tragödie! Repressalien gab es auch gegen Angehörige.

Das zweite wichtige Puzzleteil der Zeitgeschichte: der Aufstand in Warschau! Bewaffnete Widerstandskämpfer starteten am 1. August in Warschau den Aufstand. Waren jedoch chancenlos. Hitler befahl, Warschau dem Erdboden gleich zu machen und alle zu töten. 200.000 Menschen starben, hunderte Gebäude wurden abgerissen. Menschen als lebendige Schutzschilde benutzt. Ein absoluter Albtraum!

Auf fast der gesamten Tour hab ich alle Bunker und Museen für mich. Außer mir ist hier heute niemand unterwegs. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Ich kann in  Ruhe filmen und laufen. Vermutlich ein echtes Privileg. 

Gegen 10:30 Uhr bin ich ziemlich platt zurück am KaiWINplus von Reisemobile Melzer in Jestetten. 

Erstmal etwas ausruhen nach zwei Stunden mit vielen Informationen und Filmerei. Das schlaucht ziemlich. Nebenher überlege ich, wie es heute noch weiter gehen soll. 

Wo sollen wir als nächstes hin? Wir schreiben heute den 7. Oktober, am 10. muss ich in Danzig sein. Dann geht der Flieger am Nachmittag gen Zürich. Ich hab also noch zwei Tage die ich füllen kann mit spannenden Dingen. Hm....

Erstmal was essen. ich baue mir Spiegeleier und genieße sie mit Käse und Schwarzbrot. Lecker! Im Anschluss schwinge ich noch etwas den Putzlappen. Der Herd müsste mal gesäubert werden, sonst kann ich da bald nicht mehr hin filmen. Auch dafür verwende ich meine Mischung aus der Sprühfalsche mit der ich auch abwasche. 

Wenig später...alles wieder sauber! Prima. Dann können wir ja los. 

Co-Pilot...Friedrich....raus jetzt aus den Federn. Es geht auf 15 Uhr zu! Da kann man durchaus mal aufstehen. Es kommt niemand!

Also muss ich nach hinten, Zudecke weg...da schrecken aber zwei hoch sag ich euch.  Mit großen Augen schauen sie mich an, können jedoch nicht flüchten. Also schnapp ich sie mir und schleppe sie nach vorne auf ihren Sitzplatz. Und um hier mal zu zeigen wer der Boss ist, drohe ich, ihnen einen halben Tag Urlaub abzuziehen für das Nichterscheinen zum Dienst heute Vormittag. 

Da solltet ihr jetzt aber mal Friedrich sehen wie er schaut. Kampfeslustig und kurz davor, meine Kündigung zu schreiben wegen...keine Ahnung, vielleicht "räuberischer Drohung oder erpresserischer Genugtuung". Ich bremse ihn mal schnell aus und meine nur: Les mal deinen Arbeitsvertrag!!!

Sofort herrscht Ruhe...Friedrich dreht sich weg...ist sauer! Gut..immerhin gibt er so Ruhe. Der kriegt sich auch wieder ein. 

Ich lasse den Motor an und fahre ab. Das Ziel: Öberländer Kanal. 100 km von hier. 

Was uns da erwartet und was der nächste Tag bringt, das erfahrt ihr im nächsten Video und Blog. Es bleibt interessant und spannend. 

Bis morgen und viele Grüsse

Kai und Team