#1012 Polen - Nationalpark im Museum und Tiere nach kurzer Suche

05.10.2024 Wo sind sie denn alle? Anmiaut von einer Wildkatze!

Schönen guten Morgen, 

nein, keine Joggingrunde heute morgen. Ausschlafen, es ist Samstag. Nur kein Stress. Der Tag läuft uns schon nicht davon. 

Gemütlich Tee trinken, Flauschy wecken, durchs Bad und gegen späten Vormittag mal kurz vor die Tür. Wie schauts?

Alles ruhig, so war auch die Nacht. Keine Störungen, perfekt geschlafen. Heute morgen ein paar Wanderer, 2-3 Autos und das wars. Der Parkplatz top und ruhig. 

Dank Starlink haben wir hier auch ordentlich Netz. Ohne wären wir abgeschnitten von der Welt. Kein Mobilfunknetz. Gut haben wir Starlink. Auch wenn mir Musk immer unsympathischer wird. Jetzt auch noch Wahlkampfauftritte mit Trump...was kommt als nächstes? Blutsbruderschaft? Hätte ich eine Alternative, ich würde Starlink erstmal nicht mehr verwenden. Aber ich hab keine Alternative. Es gibt nix vergleichbares für den mobilen Einsatz. 

Als ich vor die Tür trete, empfängt mich Sonnenschein. Sehr ungewöhnlich. Muss ein Fehler sein. Aber schön ist es trotzdem. Gerne mehr davon. 

Doch als ich wenig später abfahre, ist schon nichts mehr übrig. Flauschy und ich juckeln durch den Wald zurück zur Straße und gen Białowieża. Im letzten Ort vor Weissrussland, parke ich bei der Touristeninfo. Der Parkplatz leer, ich zieh ein Parkticket und darf drauf. Einige Souvenir Buden stehen rum, nicht alle geöffnet, Restaurant und viel Parkraum. Komme mir bald vor wie der einzige Tourist hier. Schon lange keine anderen Camper mehr gesehen. 

Nach der Qual der Wahl des Parkplatzes, oh, Mülleimer...gut...mach ich mich auf den Weg in den Park. Beginn des Nationalparks Białowieża, das Schild hängt zumindest über der Brücke über die ich laufe um in den alten Park zu kommen. Der Park, nach englischem Vorbild angelegt, liegt im Gebiet des Nationalparks, ist aber nicht urwaldmäßig. 

Genauere Details zum Park findet ihr im Video. Ich bestaune einen Obelisken, der ein Überbleibsel eines Palastes ist. Und komme im weiteren Verlauf beim Museum vorbei. Ob das heute auf hat? 

Ja, es hat! Und kurz darauf hab ich ein Ticket in der Hand und einen Audio Guide auf den Ohren. Eintritt glaub 20 PLN. Nicht die Welt. Ne Hand voll Euro. 

4 Minuten später geht die Führung ohne Führer los. Mit fünf anderen laufen wir von Station zu Station im Museum und bekommen an jeder Station die Infos dazu auf die Ohren. 

Es geht um Wisente, verschiedene Wälder im Nationalpark Białowieża, die Tierarten und Vielfalt, Geschichte und Jagdinfos und im zweiten Stock einiges über riesige Insekten und das Leben der Tiere und Menschen im und am Nationalpark.

Eine Stunde geht der Rundgang. Viele Infos, kann ich mir bei weitem nicht alles merken, aber interessant wars. Eher ein Museum für Erwachsene und nicht für Kinder. Nix zu erforschen, herauszufinden oder zu erkunden. Man steht vor jeder Szene, hört sich den Text an und geht zur nächsten. Viele ausgestopfte Tiere gibts aber zu sehen: Bären, Elche, Rotwild, Wildschweine, Vögel, Füchse usw.

Rund 13 Uhr ist es, als ich wieder vor der Tür stehe. Und jetzt? Ich laufe zurück zum Van, zahle mein Parkticket, 60 PLN und fahre ab. Hier solls noch einen Turm am Rand des Nationalparks geben. In den Park kommt man nur mit Guide und zu Fuss. Zu sehen gibts dann hauptsächlich Wald, Wald, Wald. Tiergarantie gibts keine. 

2,5 km später parke ich den KaiWINplus auf einem kleinen Parkplatz und laufe 100 m zum Aussichtsturm. Kurze Wege. Super!

Der Turm, vielleicht drei Stockwerke hoch, biete eine schöne Aussicht gen Nationalpark. Bäume, Felder, Schilf, Wiesen. Tiere? Fehlanzeige. Nicht mitten am Nachmittag. Vögel? Schon weg! Die Ersten verziehen sich bereits im August gen schöneres Wetter. 

So schnappe ich mir mein Fernglas von Vortex und mache mich wieder auf den Abstieg und zurück zum Van. Happen essen und überlegen, wie weiter? Möchte doch gerne Wisente sehen. 

Also....ab zu einem anderen Park. Außerhalb des Nationalparks. Aber mit Tieren, die auch im Nationalpark vorkommen. Also Elche, Wölfe, Luchse, Wisent, Widschweine, Bambi. Dann mal los. Knapp 7 km Fahrt. Das schaffen wir heute auch noch. 

Durch dichten Wald geht es zum Wildpark, parken kein Problem. Nachdem ich einige PLN gezahlt habe, stehe ich kurz drauf im Park und folge den Richtungspfeilen. 

Als erstes kommt ein Pferdegehege....aha...keine da...dann der Luchs....äh...hat auch Wochenende...nicht da. Ich laufe weiter und frage mich schon, ob das jetzt so weitergeht. 

Doch dann seh ich den Luchs. Sitzt auf nem großen Stück liegendem Stamm. Mit dem Rücken zum Besucher. Der hat wohl beim Briefing nicht aufgepasst. Immerhin dreht er sich ab und an mal um. Schaut aber mit Vorliebe genau dort hin, wo mein Objektiv nicht hinschauen kann. Irgendwann wird er müde, legt sich hin, gähnt und chillt. 

Ich gehe weiter zu den Wisente. Bis zu ner Tonne schwer, ausgerottet Ende der 1920er Jahre. Dann wieder angesiedelt. Heute gibts in Polen rund 1000 Stück, in Europa rund 4000. Der Bestand gilt als stabil. Gewaltige Tiere. Beindruckend! Und endlich bekomme ich sie vor die Kamera. In freier Wildbahn wäre mir zwar deutlich lieber, aber so ist besser als gar nicht. 

Weiter gehts zu Bambi, hier ärgert mich der der Leit-Bambi und versteckt sich hinter Bäumen um nicht gefilmt zu werden. 

Als nächstes folgt eine Wildkatze, die mich tatsächlich anmiaut. Das ist mal echt schräg. Leider der Kater so hinter Zaun verbarrikadiert, dass die Kamera es kaum schafft, auf die Katze scharf zu stellen. Scheisse! Aber das anmiauen durch die Wildkatze bleibt im Kopf. 

Danach nochmal ein Wisent und noch eins und Jungwisente. Zwei Elche stehen etwas lustlos rum, Wildschweine und am Ende nochmal Bambi und Pferde. 

Schön wars. Die Gehege groß und keine Matschwüsten. Tiere sahen gut aus und der Rundgang hat durchaus Spaß gemacht. Vermute aber, in der Hochsaison ist hier der Teufel los. Ich verlasse den Park, zurück zum Van, Eis und Schoko-Chino und dann heisst es: wohin?

Wir müssen den Kalender im Blick haben. Danzig ist unser Ziel für den 10. Oktober. Von dort fliegen wir zurück in die Schweiz für 6 Tage. Am Sonntag, 13. Oktober sind wir beim Autohaus Melzer, Tag der offenen Tür. Freitag und Samstag sind dort noch Events für geladene Gäste. Auch dort werde ich dabei sein.

Somit die Entscheidung: wir verlassen den Osten und die weissrussische Grenze. Fahren wieder gen Inland. Die Wolfsschanze ist das Ziel. Ob wir sie aber heute erreichen?

Knappe 300 km liegen vor uns, und der Tag schon deutlich fortgeschritten. Naja, schauen wir mal wie weit es heute geht. 

Wir verlassen den dichten Wald, fahren gen Białystok und durch. Es wird dunkel, die Straßen leerer. Wir navigieren mautfrei. Keine Autobahn. Fahren nur Landstraße. Mal gute Strecken, mal übelste Rumpelpisten. Aber immerhin keine Schlaglöcher, nur alle anderen Arten von Unebenheiten. Es schüttelt uns teils gut durch.

Was ich beim KaiWINplus feststelle: Die Lichtausbeute der Scheinwerfer ändert sich. Im Schubbetrieb sind die Scheinwerfer heller als unter Last. Deutlich zu erkennen. Ist die Lichtmaschine am Anschlag? Kann eigentlich nicht sein. Der Van hat die Starke mit 210 A. 

Wir düsen immer weiter. Kommen noch an ein übles Schotterstück, 300 m übelste Schlaglochpiste auf Dirt Road. Ist ihnen da der Asphalt ausgegangen? Vorher über zig Kilometer eine perfekte Straße, dann plötzlich das hier! 

Kurz vor Lötzen, ca. 40 km vor der Wolfsschanze, entscheide ich: das wars für heute. 21 Uhr. Ich habs gesehen für heute. Kurz stoppe ich...Park4Night....Schlafplatz...hm...da am See...schön. Gut, einloggen und hinfahren. Wir sind mittlerweile übrigens in den Masuren. Bei Nacht und ohne Nebel hier angekommen. 

Unser Schlafplatz löst sich allerdings recht schnell in Matsch auf. Die Zufahrt zum Platz wegen Baustelle gesperrt. Keine Chance. Dazu verdreckte und matschige Umgebung. Wir müssen weiter. Zum Glück bietet Lötzen noch eine weitere Option. Am anderen Ende der Stadt. Also einmal durch, hallo Kopfsteinpflaster, hallo einmal verfahren...und dann....da sind wir. Eine Art Parkplatz. Ein PKW steht dort, jemand macht sich noch daran zu schaffen und steigt dann ein. Fährt aber nicht weg. Seltsam.

Egal...ich beginne zu kochen. Brate Hackfleisch auf der kleinen Flamme an, die große hat keine Lust, Knobi dazu, Paprika, Tomatensoße die ich aber vorher noch ewig suchen muss, Oliven, Kräuter der Provence, Instantkaffee und am Ende polnische Dumblings/Ravioli. Mit Basilikum Füllung, glaube ich. Gestern gekauft. 

Während ich vor mich hin koche, machen ein paar Halbstarke Party im gegenüberliegenden kleinen Park. Aber egal, ich starte den Laptop und lass es mir schmecken. Super geworden. Die Dumblings sind auch super, in Polen heissen die übrigens Piroggen. 

Um Mitternacht herrscht dann auch Ruhe im Park, die Halbstarken sind weitergezogen. Somit...ziehe auch ich weiter. Und zwar ins Bett. Morgen ist Sonntag...ihr wisst was das heisst, oder? Ja, ich lass es etwas entspannter angehen. Doch wenn ich wüsste, was kommt...naja...ich wäre gespannt....

Gute Nacht und viele Grüsse. Bis morgen. 

Kai und Flauschy

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Blog Vortag, abends

abends:  54°01'39.6"N 21°45'04.6"E

Unsere heutige Route: ca. 250 km