#1005 Der letzte Tag Grauen - Auschwitz Birkenau Lager I

Samstag, 28.09.2024 

        

Schönen guten Morgen, 

 

7 Uhr...einen Wecker benötige ich auf diesem Parkplatz an der Straße nicht. Die PKW rauschen an mir vorbei, wir parken direkt vor dem Auschwitz Birkenau Lager I Museum mit Parkplatz, der nachts aber nicht beparkt werden darf. Daher stehen wir hier kostenfrei direkt vor der Tür. An der Straße. 

 

Um 7:30 Uhr öffnet das Museum. Ich stehe also flott auf, anziehen, Tee und um kurz vor acht verlasse ich den KaiWINplus. Verdammt früh für meine Verhältnisse. Kein Regen, die Sonne scheint ein wenig. Frischer als gestern ist es. 

 

Als ich das Gelände des Museums betrete, am Parkplatz vorbei laufe, sehe ich Menschenmassen. Himmel...hier ist die Hölle los. Lange Menschenschlangen stehen an. Ach du Scheisse...und ich dachte, ich sei früh dran! Da sind 200 Leute noch früher dran als ich. Naja...hilft ja nix. Ich stelle mich an.

 

45 Minuten stehe ich rum. Langsam geht es vorwärts. Als ich endlich zahlen darf, 110 PLN, erfahre ich, dass freies umherlaufen nicht möglich ist. Es muss in einer geführten Gruppe sein. Na dann...9:45 Uhr startet ne Deutsche Führung. Gekauft. 

 

Doch ins Museumsgebäude komme ich noch nicht. Am Eingang, wo alle Taschen geröntgt werden, werde ich abgewiesen. Erst ab 9:15 Uhr darf ich rein. Jetzt ist es 8:45 Uhr. Also....nochmal warten. Immerhin regnet es nicht. Ich geh also wieder raus, setz mich auf ne Bank und beschäftige mich mit meinem Handy. Irgendwann setzt sich jemand dazu, wir kommen ins Gespräch. Ein Fotograf aus Canada. 

 

Um 9:15 Uhr verabschiede ich mich, lasse meine Sachen röntgen, alle gesund, ich auch und darf rein. Nun wieder warten bis 9:45 Uhr. Toiletten übrigens neu und sauber!

 

Punkt 9:45 Uhr geht es los. Unsere Führerin, Daria, kommt, wir scannen nochmals unsere Tickets, bekommen alle Audio Guides und los. Erst hier Lager 1, später mit dem Bus rüber zu Lager 2. Äh...ja...Lager 2 hab ich ja gestern schon auf eigene Faust gemacht. Das spare ich mir heute irgendwie. 

 

 




Wir laufen los, unterqueren die Straße an der unser Van steht. In der Unterführung werdend die Namen der hier getöteten vorgelesen. Ein erster Geschmack auf das, was kommt. Das Audio System abreitet übrigens super. Alles gut verständlich.

 

Nach 500 m Fussmarsch erreichen wir die ersten großen Blockstein Häuser. Wir bekommen einen kurzen Film zu sehen über das Lager. Auch bereits Aufnahmen von Lager 2...kommt mir bekannt vor. War ich ja gestern. Ich filme so gut es geht mit, unsere Gruppe mit Rund 20 Leuten nicht so riesig. Die englischsprachigen Gruppen deutlich größer. 

Nach knapp 10 Minuten stehe ich wieder vor der Tür. Die Sonne weg. 

 

Wir kommen zu dem berühmten Schild und Eingang zum Lager: Arbeit macht frei!

Nix macht Arbeit, vor allem nicht frei! Besonders hier nicht! Hier wurde gearbeitet und dann gestorben, vergast, erschossen oder erhängt. 

Ja, Leute, ich sag es wie es ist. Was helfen verschönernde Worte. Es war, wie es war! Eine riesen Tragödie. Ein schwarzer Teil der deutschen Geschichte.

 

Das Lager sieht deutlich anders aus als jenes von gestern. Mit rund 20.000 Gefangenen ist es auch kleiner. Wir bekommen diverse mehrstöckige Gebäude von innen zu sehen. Erfahren einiges über das Leben und Sterben hier. Die Menschen wurden gequält, haben gelitten, unter unmenschlichen Umständen hier vegetiert. Wurden für kleinste Kleinigkeiten schwer bestraft oder zum Tode verurteilt durch die Kugel oder den Strick. 

 

So gab es im Gefängnis ein Gefängnis. Wer irgendwie gegen die Regeln verstieß, wurde eingesperrt. Schlimm ist, was im Keller ablief. 1 m2 gemauerte Zellen in die vier Gefangene über Nacht eingesperrt wurden. STEHEND! Zugemauert! Nur unten ein kleines Loch zum reinkriechen. Dieses wurde mit einem Holzbrett verschlossen. Absolute Dunkelheit. Zur ein Luftloch. Unvorstellbar! Hier standen über Nacht 4 Menschen und mussten am nächsten Tag arbeiten um dann, je nach schwere ihres "Vergehens", bis zu 10 Nächte so zu verbringen. Unmenschlich! Was für ein Tier denkt sich so eine Folter aus?

 

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Über eine Millionen Menschen wurden hier interniert, ermordet und verbrannt. Die genauen Zahlen findet ihr im Video.

Juden und andere Minderheiten aus ganz Europa wurden hier vergast, ermordet. Ich schrieb es ja gestern schon im Blog. 

 

In diesem Lager, im Keller dieses Gefängnisses, wurden auch die ersten Versuche mit Zyklon B gemacht. Wieviel braucht es, um einige hundert Menschen in einem geschlossenen Raum zu töten?

Die Nazis begannen mit zu wenig. Nach 2 Tagen gab es tatsächlich noch Überlebende. Die Dosis musste also erhöht werden.

 

Natürlich gab es Krankheiten im Lager, auch verschiedene Krankenstationen. Doch wurde hier nicht großartig geheilt. Eher experimentiert und auch getötet. Experimente mit überhöhten Röntgenstrahlen die zu schweren Verbrennungen führten. Natürlich mussten diese Menschen dennoch zur Arbeit....wie lange man unter diesen Umständen überlebt, könnt ihr euch denken. 

 

In einem Gang laufen wir an hunderten von Fotos vorbei. Fotos von Häftlingen bei der Anlieferung. Portraits. Hunderte Paare Augen schauen mich an. Einliefer- und Sterbedatum sind abgedruckt. Wer hier 6 Monate durchhält, gehörte schon fast zum Inventar.

Nochmal, es tut mir leid, dass ich das so drastisch schreibe. Es soll schockieren was man hier sieht. Es soll wach rütteln, es soll erinnern und verhindern, dass so etwas wieder geschieht. Mit Verschönern und Poesie klappt das nicht. 

 

900 Fluchtversuche gab es übrigens. 180 endeten erfolgreich. Die anderen hingen am Galgen oder wurden erschossen. Apropos erschossen: Neben dem Gefängnis liegt zwischen Block 10 und 11 ein Innenhof. Vor der Mauer, die diesen Innenhof bildet, wurden die "Verurteilten" erschossen. Apfel geklaut? Zu falschen Zeit aufs Klo? Schuldig! Tod durch erschießen. 

 

Leute, es ist unfassbar was für Geschichten es hier zu hören gibt und wie SS und Nazis hier mit Menschen umgegangen sind. Unglaublich und unvorstellbar. Was ich mich frage: wie konnten die SS Leute so erbarmungslos sein? Was waren das für Tiere? Mit Mensch sein hat das doch nichts mehr zu tun. Andererseits: was hatten sie für eine Wahl? Nicht den Job zu machen, wäre wohl ihr Tod gewesen?!

 

Am Ende der Tour bekommen wir noch das Krematorium zu sehen. Anfangs wurde hier nur verbrannt, später rüsteten die Nazis um und vergasten hier auch täglich rund 300 Menschen. Um die Schreie zu übertönen, immerhin war das hier ja bewohntes Gebiet, lies man Motoren von schwerem Gerät laufen, um die Schreie zu übertönen. 

 

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Mit der Gaskammer endet die Führung. Die Audiogeräte werden wieder abgegeben, ich laufe zum Van, die anderen müssen nun noch Birkenau II ertragen. Gut hab ich das schon gestern gemacht. Beides an einem Tag ist glaub echt schwer zu verarbeiten.

 

Ich setze mich ziemlich geschafft in den Van, esse einen Happen, arbeite etwas, lenke mich ab von dem, was ich heute und gestern gehört und gesehen habe. Das geht nicht spurlos an mir vorüber. 

 

Gegen 14 Uhr, also 2 h nach meiner Rückkehr zum Van, fahre ich ab. LIDL und Tanken. 

Der Einkauf durchaus interessant. Die Preis deutlich günstiger was die Grundnahrungsmittel angeht. Milch z.B. gerade mal 80 Cent der Liter. Friedrich wirds freut.

 

Nach dem Einkauf, der Diesel bei 5.95 PLN, also knapp 1,40 Euro. Super günstig...also voll machen. Doch klappt das erstmal nicht. Tanksäule läuft nicht. Ich muss erst rein, mitteilen dass ich gerne an der 3 tanken möchte, dann wird sie freigeschaltet und ich kann 60 Liter reinlasse. Gut bekommt Frieder das heute nicht mit. Ist ja Flauschy Samstag heute. 

 

Von hier geht es nun 30 km weiter gen Krakau. Allerdings ist mir heute nicht nach Stadt und Trubel. Ich will meine Ruhe. Nach den zwei letzten Tagen hab ich erstmal genug von Menschheit. 

Ich fahre einen Waldparkplatz an, ruhig gelegen. Nur ein PKW dort der später abfährt. Im Lauf des abends kommen zwar immer mal wieder PKW vorbei aber bleiben nie. 

 

Unsereins kocht heute. Lauch-Schinken-Sahne Soße mit Spaghetti. Doch leider hat der Gasgeist etwas dagegen. Erst funktioniert meine große Gasflamme am Herd, dann beim dritten Start nicht mehr. Sie bleibt wieder einfach nicht an. WTF! War ja gestern auch schon. Man!
Gut, koche ich halt auf der kleinen Flamme. Die funktioniert. Und als ich 5 Minuten später, die Zwiebeln schmoren gerade und der Schinken brät an, die große Flamme nochmal zünde...zack...bleibt sie an. Ja geil...Topf auf die große Flamme. Weiter gehts. 

 

Kochsahne dazu, Gewürz, Wasser, etwas Rotwein mangels Weisswein, Salz, Pfeffer, Curry, Knobipulver, Lauch natürlich. Am Ende noch mehr Milch und Wasser und dann die Spaghetti. Heut wird wieder alles in einem Topf gekocht. Funktioniert bestens!

 

40 Minuten nach Kochstart kann ich futtern. Bärenhunger....en Guete. Und es schmeckt sau gut. Perfekt gelungen mal wieder. 

 

Bis Mitternacht arbeite ich noch, schneide schon das Video von heute. Ich war auf einer Tour selten so aktuell wie derzeit. Nur der Blog hängt hinterher. Aber davon tippe ich an diesem Abend auch noch einen und hole somit etwas auf. 

 

Um Mitternacht fährt noch ein Transporter auf den Hof, sehe ich zufällig beim Lüften, doch bleibt er nicht und fährt weiter. Der Parkplatz ist unser diese Nacht. Wir sind alleine. 

Morgen ziehen wir weiter in die 700.000 Leute Stadt Krakau. Aber erst am Nachmittag. Vormittags ist Büroarbeit angesagt. 

 

Jetzt aber mal gute Nacht und bis morgen. 

 

VIele Grüsse


Kai und Team

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Vortag abends

abends: 50.044054, 19.545371

 

Unsere heutige Route: ca. 40 km

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Anja (Sonntag, 06 Oktober 2024 17:13)

    Danke, das Du dort warst und uns mitgenommen hast... Es wird schwer sein, das jemals wieder aus dem Kopf zu bekommen... Wie bei mir bis heute die Videos, die ich mit 15 in der Schule schauen musste (die sind nicht mehr im Netz zu finden, denke die sind nicht mehr freigegeben und gesperrt worden) ... Dort sah man einfach alles und es ist in meinem Kopf eingebrannt... Danke, das Du das auf Dich genommen hast um zu erinnern und auch um wach zu rütteln... Danke ... Gruss Anja

  • #2

    Theo Schraecklich (Sonntag, 06 Oktober 2024 19:31)

    Hallo Kai,
    danke für dieses und die ungezählten Videos davor. Normalerweise kommentiere ich nichts im
    Internet, sondern genieße oder schalte einfach weg - heute hilft es Dir vielleicht?

    Die Gaskochstelle hat unten drunter eine Reihe von "Kabeln", eher (meist textilummantelte) Drähte.
    Die stellen die Zündsicherung dar, die funktioniert piezoelektrisch. Erst wenn die Sonden an der Flamme heiß genug sind, halten die Magnetventile offen und das Gas strömt in den Brenner.
    (Flamme weg = Sonde kühlt ab = Strom reicht nicht mehr = Magnetventil zu = Explosion verhindert)
    Einfach mal an allen Anschlüssen wackeln, evtl. Kabelschuhe abziehen und wieder stecken.
    Manchmal bildet sich etwas Patina, die den Übergangswiderstand erhöht. Dann reicht es nicht mehr um das Magnetventil der Zündsicherung offen zu halten. Ich selbst hatte mal einen Drahtbruch, der als Wackelkontakt genervt hat - mal gings, mal nicht.
    Viel Glück bei der "Reparatur"
    LG Theo